Michael Jolk

Technik und Betrieb der Salinen.
Das Leben auf dem Salzplatz

aus: Rohrer, A./Zacher, H.-J. (Hg.): Werl - Geschichte einer westfälischen Stadt, 2. Band, S. 1145-1182. Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte, Band 31, Paderborn/Werl 1994.


Ziel dieses Beitrages ist es einen kleinen Einblick in das Leben und die Technik des alten und des neuen Salzplatzes im 19. Jahrhundert zu geben. Dort wo es nötig schien, wurde der zeitlich gesetzte Rahmen verlassen.
Einige Abschnitte können nur kurz zur Darstellung gelangen, deswegen muß eine umfassende Technik- und Betriebsgeschichte der Werler Salinen einer Monographie vorbehalten sein. (1)
Das 19. Jahrhundert ist gewählt worden, weil es durch viele Wandlungen geprägt war, die auch den Salinenbetrieb beeinflussten.
--Im Jahre 1803 fiel Werl zu Hessen-Darmstadt und 1816 zu Preußen.
--Die Dampfmaschine wurde eingeführt.
--Nach und nach verließ man den "Alten Salzplatz" und baute vor den Stadtmauern den "Neuen Salzplatz" auf.
--Mit der Gründung einer "Vereinigung der Hüttenbesitzer zu Werl" (2) verloren die Erbsälzer erstmals in ihrer Geschichte den direkten Einfluß auf die Salzproduktion, sie legten die Führung des nunmehr modernen Wirtschaftsbetriebes in die Hände eines Salinen-Direktors.
--1849 verlor das Salzplatzgericht seine Berechtigung, die Immunität des Salzplatzes wurde nach 467 Jahren aufgehoben.
--In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschlechterten sich die Solequellen durch den expandierenden Kohlebergbau.

Die Voraussetzungen für die Industrialisierung des neuen Salzplatzes waren alle vorhanden. Im Produktionsbereich standen genügend bildungsfähige Arbeitskräfte zur Verfügung; das Kapital für die Finanzierung des Produktionsapparates brachte das Erbsälzer-Kollegium auf. Um den industriellen Produktionsprozeß zu etablieren oder die Umwandlung vorindustrieller Produktionsverfahren in Gang zu setzen, waren Personen nötig, die eine Kombination der Arbeitskräfte, des Kapitals und der technischen Innovationen kombinieren konnten.(3)
In Werl waren für diese Bereiche kompetent der Salinen-Direktor Alexander Freiherr v.Brand zu Zeitz zusammen mit dem der Technik aufgeschlossenen Sälzerobersten(4) Clemens und Christoph Freiherr v.Lilien.
Wer kennt nicht die vielen Bilder und Zeichnung der Werler Gradierwerke? Ohne sie selber gesehen zu haben, kann man sich kaum die Dimensionen vorstellen, wie lang ein Gradierwerk war oder wie groß und schwer eine Siedepfanne gewesen sein muß.
Über die Werler Salinentechnik, vor allem des 19. Jahrhunderts, sind nur kleine Bruchstücke veröffentlicht worden, und zum Teil entsprechen diese Beiträge nicht der damaligen Wirklichkeit.
Gegenstand dieser Untersuchung waren vor allem die Akten und Urkunden des im Werler Stadtarchiv deponierten Erbsälzerarchivs. Einzelne Akten zur Technikgeschichte sind bisher unbenutzt geblieben und werden hier erstmals ausgewertet.(5)
Fangen wir an mit einer sehr ernüchternden Beschreibung der Werler Salinen, die Karl Christian Langsdorf, einer der führenden Salzkundler im Jahre 1784 in einem Buch veröffentlichte:

"Werl, 7 Stunden von Dortmund und etwa 3½ von Un[n]a, ein köllnisches Städtgen, hat sehr ergiebige 7löthige Quellen, wie ich solche selbsten nach einer Salzspindel befunden habe. Das Salzwerk liegt zum Theil inner zum Theil außerhalb der Stadt, welches letztere ich aus Mangel der Zeit nicht besehen konnte. Das innerhalb der Stadt gelegene ist in sehr elender Verfassung. Viele kleine elende Gradirhäuser stehen auf einem engen Platz innerhalb der Stadtmauer beisammen, verhindern einander allen Zutritt der Luft, und verdienen daher kaum mit dem Namen der Gradirhäuser belegt zu werden. Auch das Siedhaus, welches ich besahe, war in eben solchen kümmerlichen Umständen, -kurz, dieß ist das elendste Salzwerk, welches mir noch zu Gesicht gekommen ist. Das außer der Stadt gelegene Salzwerk soll sich in weit bessern Umständen befinden und sehenswürdig sein. Sonst wird in Werl überhaupt ein gutes und viel Salz fabricirt".(6)
Der Reformschriftsteller Justus Gruner(7) (1777-1820) bereiste 20 Jahre später als Langsdorf unsere Stadt, auch er konnte nur eine negative Schilderung von sich geben, er empfand Werl als eine "alte sehr hässliche Stadt, deren alte Häuser und über alle Beschreibung elende Gassen den Wohlstand nicht vermuthen liessen, der hier wirklich herrschte".(8)
Jedoch sah Gruner in Werl einen Lichtblick: "Indess gibt es hier und da einige helle Köpfe, und ich fand an dem Freiherrn Leopold von Lilien(9) und seiner trefflichen Gattin eine Edelfamilie im wahrhaften Sinne des Wortes; Bildung des Geistes und Güte, Reinheit des Herzens, zeichneten Beide in gleichen und seltnem Grade aus".(10)
Der von Gruner bemerkte Wohlstand, war sicherlich nur bei den Erbsälzern und Kaufleuten zu beobachten gewesen.
Doch kehren wir zurück zu Langsdorfs Beschreibung der Salinen.
Mit dem außerhalb der Stadtmauern gelegenen Salzwerken, waren die Salinen Neuwerk und Höppe gemeint. Der heutige Kurpark wurde mit den Gradieranlagen erst ab 1850 als "neuer Salzplatz" angelegt.
Den Mangel, den Langsdorf anspricht, daß alles auf engem Raume war, zeigt das hohe Alter der Anlagen innerhalb der Stadt.
Der Lageplan der Bauten läßt sich im Urkatasterplan von 1829 nachvollziehen, der in diesem Band im Beitrag von Peter Johanek zu finden ist. Tatsächlich standen die Gradierhäuser "kreuz und quer" auf dem Salzplatz. Dies hat aber einen historischen Hintergrund: Der Salzplatz durfte und wollte die städt. Ringmauern nicht überschreiten, war also quasi in den Ausmaßen begrenzt. Ein neues Gradier- oder Siedegebäude wurde dann auf einem freien Platz errichtet, ohne Rücksicht auf Lage der anderen Gebäude. Erst nach der Niederlegung der Stadtmauern um 1820 konnte sich der Salzplatz nach Norden ausdehnen, was später auch geschah.
Viele glauben, im heutigen Kurpark, den alten Salzplatz vor sich zu haben, mit den darauf ehemals befindlichen 3 großen über hundert Meter langen Gradierwerken. Dies ist nicht so! Der heutige Kurpark wurde erst ab 1850 nach und nach zum "neuen Salzplatz" ausgebaut, der 1908 eine Fläche von 11,2 ha oder 45 Morgen umfaßte.(11) Die erste Gradieranlage entstand dort entlang der Hammer Straße.
Für die Gradierwerke war die geringe Luftzufuhr, durch die enge Bebauung auf dem alten Platz von Nachteil, da das verdunstete Wasser eines Gradierwerks an einem nahestehenden wieder kondensieren konnte.
Im Archiv gibt es einige Akten aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, wo baufällige und abgebrannte Gebäude am Salzplatz angesprochen und gerügt werden.

"Lage und äußere Beschaffenheit"
der Werler Salinen im Jahre 1803

Unter diesem Titel befindet sich im Staatsarchiv Münster eine Beschreibung des Arnsberger Rates Ludwig Minnigerode(12), die er im Auftrage seines neuen Landesherrn, Landgraf Ludwig X. v. Hessen-Darmstadt, anfertigen mußte.(13) Da die Salinen zehntbar waren, wollte sich Ludwig X. ein Bild von den Anlagen machen und wissen, wie hoch sein Ertrag für die Landeskasse sein würde. So wurde Ludwig Minnigerode beauftragt einen Bericht zu verfassen.
Dieser Fund des Berichtes im Staatsarchiv ist eine sehr gute Beschreibung der Salinen, deren Gültigkeit nicht nur im Jahr 1803 bestand, sondern die lange Tradition auch der vergangenen Jahrhunderte widerspiegelt, Änderungen gab es kaum. Zudem ist der Bericht von einem Ortsfremden verfaßt worden, er brauchte keine Rücksicht auf die Erbsälzer zu nehmen, war er doch nur seinem Landesherrn zur Treue verpflichtet.
Nach Minnigerodes Text zu urteilen, hatte er es sich nicht leicht gemacht, eine objektive Berichterstattung zu schreiben. Viele Befragungen der Sälzer, vor allem des Sälzerobersten Josef v. Mellin, den er als Mann beschreibt, der sich auszeichnete durch die "Kenntniß der Verhältnisse der Werler Salzwerke", führte er durch.(14)
Der "alte Salzplatz", von dem Minnigerode berichtete, befand sich südlich der Erbsälzerstraße bis zum "Großen Teich", der heute noch -zugedeckelt- hinter dem Geschäft Fickermann sein Dasein fristet.
Doch zurück zu den Verhältnissen von 1803; Minnigerode schrieb, daß es in und um Werl eigentlich drei Salzwerke gab.
Das Salzwerk in der Stadt war ehemals getrennt und hieß "Engern" bzw. "Westen". Die Trennlinie war der Bach, der vom großen Teich ausging und nach Norden führte.(15)
Das zweite Salzwerk Neuwerk lag eine Viertelstunde zu Fuß von der Stadt entfernt.
Das dritte, kleinste Salzwerk hieß die Höppe und war näher bei der Stadt als Neuwerk. Die Höppe lag auf dem Eckplatz zwischen der heutigen Hammerstraße und dem Salinenring.

"Verfertigung des Salzes"

"Die Sole wird auf die gewöhnliche Weise gradiert.
Das Maximum der Gradierung ist, daß die Sole bis zu 25 löthiger Qualität gebracht wird, ehe man sie siedet. Das Minimum ist 10 1/2 Loth. Doch ist dieses Letztere nur bei den schlechtesten Werken und Pfannen".(16)
Minnigerode hatte die Lötigkeit selbst nachgeprüft. Auf Neuwerk war sie etwas über 18 Lot und im Siedehaus des Platzrichters Josef v.Mellin verarbeiteten die Sieder 21lötige Sole.
Vor der Einführung maschineller Hilfsmittel wurde die Sole durch "Menschen-Hände" aus der Erde gefördert.
Der Solespiegel der Stadtquellen lag ca. 12,5 Meter unter der Oberfläche. An den Schöpfstangen (Schwenkruten) waren fünf Eimer befestigt, wovon jeder bis zu 15 Liter Sole fassen konnte. Mit hölzernen Leitungen gelangte die Sole in den sogenannten "Pumpensumpf", denn jedes Gradierwerk besaß eine durch Menschenkraft bediente Pumpe, mit der die Sole auf die Gradierwerke gelangte. Bis 1803 waren nur drei durch Pferde betriebene Göpel vorhanden, die die Pumpen in Aktion versetzten.
1834 wurde die Roßgöpelkunst zur Soleförderung für ein Jahr neu "verdingt" (=verpachtet). Aus diesem Vertrag geht hervor, daß es für einen Göpelpächter eine schwere Arbeit war, da bei Tag und Nacht gearbeitet werden mußte. Die Salinenverwaltung behielt sich die Entscheidung vor, ob bei schlechter Witterung, der Betrieb einzustellen sei. Der Pächter sollte mindestens zwei Pferde haben und im Sommer, wenn mehr Salz benötigt wurde (zum einpökeln von Fleisch), würde ein drittes Pferd vonnöten sein. "Der Betrieb selbst geschieht im Pferdeschritte von mittlerer Geschwindigkeit". Dabei sollten die Pferde mindestens 2,5 mal in der Minute die Runde machen. Immer mußte ein Pferdetreiber mitlaufen. Kinder durften für diese Arbeit nicht herangezogen werden.(17)

Die Pferde beschritten einen Kreis von 9,42 m Durchmesser.(18)
Bei einer Kreisstrecke von 30 m liefen sie in 1 Minute zwei Mal herum. Die in der Mitte befindliche 2,50 m lange Stange bewegte sich bei einer Umdrehung des Göpels ca. 1 m hin und her. Die Kolben des Pumpgestänges hatten einen Durchmesser von 18,8 cm. 1822 gab es 5 Solebrunnen (alle ca. 10 m tief), die mit solchen Pumpen ausgestattet waren.(19)

"Künstliche Maschinen sind beim Salzwerke [1803] in der Stadt gar nicht anzutreffen. Windmühlen wären mit dem besten Erfolge anzulegen. Der jüngere Theil der Erbsälzer hat schon darauf angetragen, aber die Älteren haben von der bisherigen Weise noch nicht abgebracht werden können".(20) Hier zeigt sich zum wiederholten Male, daß in Werl die Uhren "langsamer tickten", dieses Phänomen konnte in unserer Stadt auch für weitere technische und kulturelle Erscheinungen beobachtet werden.(21) Die Saline Neuwerk hatte weit bessere technische Anlagen. Obwohl diese Saline vor den Toren der Stadt lag, bezog sie einen Teil der Sole aus den Quellen in der Stadt. Durch eine einfache Vorrichtung wurde die Sole durch einen Salzarbeiter auf ein gewisses Niveau gepumpt, so daß der "natürliche Fall" die Sole durch Holzleitungen bis nach Neuwerk laufen ließ. Dort trieb der Salzbach ein Wasserrad, das fünf hohe und drei niedrige Pumpen in Bewegung setzte, welche die, auf beiden Seiten des Rads in gerader Linie gebauten Gradierhäuser mit Sole versahen.
Sonst sind 1803 keine Triebwerke oder Maschinen vorhanden gewesen. Bei trockenem Wetter und wenn der Salzbach nicht genug Wasser führte, mußte die Sole durch Menschenkraft auf die Gradierhäuser gepumpt werden. Auf der Höppe wurde alles durch Menschenkraft verrichtet.

Göpelbetrieb, Dampfkraft oder "Wasserkunst"?

Diese Frage stellten sich in den 1850er die Werler Erbsälzer. In Folge regenloser Witterung in den Jahren 1857 und 1858 war für die "Wasserkunst" auf der Saline Neuwerk, zu wenig "Aufschlagwasser" vorhanden. Auf Neuwerk waren zwei Wasserräder installiert, so konnte 1857 der 1. Gradierfall kaum zur Hälfte und der 2. Gradierfall nur mangelhaft, 1858 der 1. gar nicht und der 2. nur zur Hälfte belegt werden. Dieser Zustand war nicht tragbar, da die Wasserräder Pumpen antrieben, die die Brunnensole aus der Tiefe holten bzw. die Sole auf die Gradierwerke pumpten. Um von der Natur nicht ganz abhängig zu sein, beschlossen die Erbsälzer einen Göpel zu installieren.
Aber auch der Roßgöpelbetrieb war nicht wirtschaftlich genug. Als die Wasserräder noch gut liefen, konnten jährlich 866.701 kg Salz durch Siedung gewonnen werden, mit dem Göpelbetrieb lag die Jahresproduktion um 62,8 Prozent (=322.417 kg) niedriger. Außerdem war der Göpelbetrieb zu kostspielig, 4 Reichstaler und 20 Silbergroschen wurden pro Tag in Rechnung gestellt; Lohn für den Führer des Pferdes und Verpflegung. Da nun zwei Jahre die Saline Neuwerk nicht kostendeckend arbeitete und die Erbsälzer sich nicht auf die Novemberstürme und -regen verlassen wollten, womit die Quellen zur Speisung der Wasserräder bisher immer ergiebiger geworden waren, suchte man einen neuen Weg die Wasserkraft bzw. den Göpel zu ersetzen. Für 1800 Taler ist zunächst nur eine Dampfmaschine aufgebaut worden, als Ersatz für ein Wasserrad. Die Kosten für eine zweite Dampfmaschine waren noch zu hoch. Doch der Einsatz der Dampfmaschine übertraf alle Erwartungen. Laut Aktenaussage konnten bisher jährlich 2000 Lasten (= 4000 t) gesotten werden, aber mit der neuen Maschine, die Tag und Nacht "unter Dampf" stand, erreichte man eine Förderung von 36.890 Lasten (=73.780 t) im Jahr.(22)
Die Leistung, der "Nutzeffekt" des vorhandenen Wasserrades lag bei 6264 Fußpfunden, das entspricht etwa 9,65 kW oder ca. 13 PS. Dieses leider nicht näher beschriebene Rad hatte die größte Leistung aller in Werl befindlichen Wasserräder, selbst die dringend benötigte Stadtwassermühle konnte da nicht mithalten.
Auf der Saline Neuwerk war alles vetreten: Wasserrad und Dampfmaschine zur Soleförderung, zeitweise auch der Göpel. Der Transport der Sole vom Siedewasserreservoir zum Siedekasten geschah mit der "Wind- und Wasserkunst". Es muß dort ziemlich laut gewesen sein, denn die Wasserräder, die Dampfmaschine, die Windmühle und viele Transmissionsriemen hatten ihre eigene Geräuschkulisse. Die Saline Neuwerk nutzte also alle Energieformen die damals möglich waren nebeneinander. Man kann von einer Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen sprechen. Leider haben sich keine Zeichungen der gesamten technischen Anlagen erhalten. Doch erst mit dem Einsatz der Dampfmaschine, die Sole aus tieferen Erdschichten holen konnte, ergab sich ein bis dahin unbekannter besonderer Geruch, denn "Allein die Erfahrung hat an die Hand gegeben, daß die Soole in ihrer Gestalt um so mehr stinke, als sie aus größerer Tiefe gefördert wird".(23)

Die Bau-Materialien für die Gradierwerke wurden aus dem Lande herbeigeschafft, das Bauholz mußte zum Teil aus Gegenden geholt werden, die für damalige Verhältnisse weit entfernt waren, u.a. lieferte Theodor Wortmann aus Voßwinkel wahrscheinlich Tannenholz.(24)Als Brennmaterial diente Wellen- oder Reiser-Holz. Die Hälfte des Bedarfs kam aus dem Herzogtum Westfalen, die andere Hälfte zum Teil aus der Soester Börde und aus anderen Gegenden der Grafschaft Mark und des Münsterlandes.
Noch 1803 gab es einen Tauschhandel; Bauern, die Wald besaßen konnten ihr benötigtes Salz mit Brennholz bezahlen.
Leider liegen keine Vergleichszahlen vor, wieviel Holz für Salz verlangt wurde, aber es ist nicht davon auszugehen, daß dieser Tausche viel angewandt wurde. Ein normaler vier-Personen Haushalt verbrauchte allein an Brennholz - für Essenbereitung und Heizen - täglich 53 kg Buchenholz(25) Es konnte nur Tauschpartner sein, wer Brennholz im Überfluß besaß.
Im Jahre 1799 betrug, nach der Angabe des Minnigerode, vom 1.Januar bis 16. August die Einfuhr an Brennholz aus dem Preußischen für die Stadtsaline und für Neuwerk 14107 Reichstaler und 31 Stüber, und für die Höppe wenigstens 2000 Reichstaler.
Die jährliche Salz-Produktion belief sich zwischen 50.000-54.000 Hauf Salz (Hauf ist ein altes Hohlmaß, hier entspricht es 35,5 Liter oder ca. 40 kg).
"Das eingeführte Gemäß ist ein Hauf Salz. Das Gefäß, womit gemessen wird, hält 1/2 Hauf, und ist, wie die gewöhnlichen trockenen Gemäße, cylindrisch. Der kubische Gehalt dieses Gefäßes ist 2021 Kubikzolle köllnisches 12-Maaß".(26)
Schon vor 1803 hat man versucht die Feuerung unter der Pfanne zu optimieren, jedoch schreibt Minnigerode auch hier "man hat versuche mit Circulier-Feuer gemacht, aber sie sind so wenig glücklich ausgefallen, daß man allgemein wieder zur alten Methode zurückgekehrt ist". Hier zeigt sich wieder das für Werl typische Festhalten am Althergebrachten. Später wurden nur noch "Circulier-Öfen" verwandt.

Verkauf und Absatz des Salzes

Im Herzogtum Westfalen wurde das Werler Salz in den Ämtern Werl, Neheim, Balve, Arnsberg bis gegen Meschede, Attendorn, Waldenburg, Bilstein und in den westlichem Teil von Fredeburg abgesetzt. Die Gegend von Hirschberg, Meschede und Körbecke erhielten ihr Salz von der Saline Sassendorf bei Soest, der übrige Teil des Herzogtums von Westernkotten, zum Teil auch von Salzkotten.

"Ins Ausland wird Salz verkauft: nach Dillenburg, Siegen und Hadamar, selbst bis in die Wetterau. Ehemals war starker Absatz über den Rhein bis ins Lüttische. Durch Schleichhandel geht noch ein Theil über den Rhein. Ferner geht das Salz noch ins Herzogthum Berg, und überhaupt in die Länder die zwischen dem Herzogthum Westphalen und dem Rheine liegen, nur das Preußische ausgenommen, wo kein anderes als das königliche Zwangssalz genommen werden darf. Auch geht ein Theil des Salzes ins Münstersche und ins Vest Recklinghausen. Der Haupt-Absatz war aber bisher immer gegen Süden".(27)

Für den Absatz war die Herstellung geeigneter Straßen eminent wichtig. Landgraf Ludwig X. v. Hessen-Darmstadt gilt als der Beförderer des Straßenbaus, somit wurde auch das "Hinterland" erschlossen, was für den Vertrieb des Salzes entscheidend war. Mehr Absatz bedeutete auch eine vermehrte Zehntzahlung an den Landesherrn.
Vor 1803 verbot Preußen den Absatz des westfälischen Salzes in sein Gebiet, um 1750 hatten die Preußen den dreisten Versuch unternommen, daß der Kurfürst Clemens August den Salzhandel im Herzogtum Westfalen unterbinden sollte. Der Kurfürst handelte sofort, aber nicht im Sinne der Preußen, Clemens August verbot im Jahre 1751 die Einfuhr fremden Salzes in das Herzogtum Westfalen. Eigentlich hätte dieser Entschluß die Erbsälzer erfreuen müssen, gab es doch keine Konkurrenz aus dem "Ausland". Das Erbsälzer-Kollegium erkannte aber, daß "dergleichen Verbote durchaus nicht die Wege sind, um Gewerbe empor zu bringen. Freier Verkehr ist die Seele des Handels, und nur Irregularitäten der Verfassung oder insipides [= törichtes] Verhalten der Nachbarn können Einschränkungen desweilen entschuldigen".(28) gehörte das Verbot bereits der Vergangenheit an, und der freie Handel konnte sich neu etablieren.

Werl als Hafenstadt?

Es gab mehrere Bestrebungen einen Hafen in Werl anzulegen, erstmals 1627 war geplant "eine bequeme schiffahrt, auf den Saltz-Beche (=Salzbach) bey Werll in die ahse, und mit selber in die Lippe". Ein zweiter Versuch fand zwischen 1650 und 1660 statt, aber auch diesmal wurde der Plan verworfen "wegen der Troubelen, Kriege und Pest aber allzeit wieder ins stocken gerathen".
Die Begründungen die für den Bau eines Kanals sprachen, waren einleuchtend: a) Der Kanal wäre gut gewesen für den Handel "wegen deren bösen Straßen"; b) In Werl trafen sich Handelswege, so daß die Waren schneller ans Ziel befördert werden könnten; c) durch die Schiffahrt wäre der Transport billiger, ebenso die Preise für den Endverbraucher.
Erst beim dritten Versuch im Zusammenhang mit der Schiffbarmachung der Lippe im Jahre 1768, wird der Haupthindernisgrund offengeleget. Der Ausbau des Salzbaches und der Ahse war technisch möglich, aber die Ahse "beströhmte" nur die preußische Seite. Kurköln war strikt dagegen, daß die Preußen Zoll und sonstige Gebühren für den Transport des Salzes und anderer Waren bekommen sollte. Es gab leider keinen anderen schiffbaren Weg als über die Ahse, Lippe in den Rhein um schließlich wieder zurück in kurkölnisches Gebiet zu gelangen. Das kurzzeitig bestehende preußische Einfuhrverbot von Salz spielte hierbei wohl nur eine Nebenrolle.(29)
Durch den Bau des Werler Bahnhofs 1855 konnten neue Absatzmärkte erschlossen werden. Der Salzabsatz konnte sich dadurch nur verbessern, auch die Kohlenlieferungen gestalteten sich mit der Bahn vorteilhafter.(30) So ist es nicht verwunderlich, daß zur anstehenden Eröffnung der Bahnstrecke im Erbsälzer-Kollegial-Protokoll am 4. Juli 1855 eingetragen wurde: "Die Dortmund-Soester-Eisenbahn wird am 9. d.M. [=Juli] dem Verkehr übergeben werden, und findet vordem die Fest-Befahrung am 7. d.M. statt, bei welcher Gelegenheit, nach desfallsiger Mittheilungen, von den an der Festfahrt theilnehmenden Herren auch ein Besuch der Saline Werl-Neuwerk erfolgen wird. Zur Berathung darüber: welche Anstalten für den Empfang der Gesellschaft Seitens des Collegs zu treffen seien, war die heutige Collegialversammlung veranlaßt. Es wurde beschlossen: den Verwaltungsausschuß zu beauftragen die Gesellschaft auf Neuwerk zu empfangen, wobei Collegium den Wunsch aussprach, daß auch die übrigen Hr. Collegial-Mitglieder sich diesem Empfange anschließen möchten.
Die Salinen sollen mit Fahnen ausgeschmückt und einige Körbe mit gutem Salze ausgestellt, sowie die Gesellschaft bewirthet werden. Zu welchem letzteren Zwecke der Gastwirth [Werner] Löcke zu beauftragen ist, Vorrath von Roth-Wein a Flasche zu 20 Silbergroschen - Niersteiner weißer Wein - Selterswasser - Erdbeeren und Kuchen nach Neuwerk zu besorgen".(31)

Eigentums-Verhältnisse im Jahre 1803

Das Erbsälzer-Kollegium war Besitzer der Stadtsaline und der Saline Neuwerk. Es gab von den ehemals über 40 Erbsälzerfamilien nur noch 4: v. Lilien, v.Mellin, v.Papen und v.Zelion genannt Brandis.
Die Siedeberechtigung war in sogenannte "Viertel-Wasser" eingeteilt.(32) Einem großjährigen Erbsälzer standen sechs "Viertel" und einem minderjährigen ab dem 14. Lebensjahr vier "Viertel" zu. Wenn ein Erbsälzer mit Hinterlassung minderjähriger Söhne starb, so hatte der Älteste von diesen Minderjährigen fünf Viertel-Wasser.
Unter "Viertel-Wasser" wurde folgendes verstanden: Auf ein Viertel Wasser wurde jedes Jahr eine gewisse Anzahl Hauf Salz bestimmt, die ein Erbsälzer verkaufen durfte. Hatte ein Erbsälzer sein Quantum verkauft, so mußte er mit dem Verkauf aufhören, bis die übrigen Erbsälzer die auf ihre Viertel-Wasser fallende Hauf Salz ebenfalls verkauft hatten.
Nach den Statuten durfte bei erhaltener Erlaubnis von den übrigen Erbsälzern und gegen Abgabe von Salz an das Erbsälzer-Kollegium, auch noch ein Überschuß oder mehr als die bestimmten Viertel-Wasser verkauft werden.
Später wurde dieses Recht dahin modifiziert, daß jeder Erbsälzer 25 Hauf Salz-Überschuß ohne Erlaubnis verkaufen durfte, jedoch flossen 6 Prozent des Erlöses in die Kollegial-Kasse.

Der Zehnt an den Landesherrn

Die Saline Höppe war zehntfrei und ein freiadliges Patrimonial-Gut.(33) Die Eigentümer der Höppe teilten sich 1803 so auf:

"1) Propstei Scheda in der Grafschaft Mark hat 18/45.
2) Erben v.Voigt, modo der schwachsinnige Frhr. Konrad von Romberg zu Brünninghausen bei Dortmund 6/45.
3) Frhr. v. Fürstenberg zu Herdringen 6/45.
4) Graf v.Plettenberg-Lenhausen 3/45.
5) Die Erbsälzer zu Werl 4/45.
6) Wolrad Rustige, Pächter auf der Höppe 8/45".

Rustige kaufte 6/45 von der zu Bonn verstorbenen Sophia v. Lüerwald, die anderen 2/45 gehörten dem Kloster Himmelpforten.
Rustige kaufte diesen Anteil für 1200 Reichstaler nach der Säkularisierung des Klosters. Der Pachtzins betrug für Wolrad Rustige 1500 Reichstaler.
"Der gegenwärtiger Pächter und Miteigenthümer [Rustige] ist indessen bei seiner Pachte ein sehr reicher Mann geworden. Er soll sich darauf ein Vermögen von 50000 Thaler erworben haben. Vorher war er in geringen Vermögen Umständen".(34)
Der Zehnt der Salzwerksanlagen ist folgendermaßen entrichtet worden: Von der Hälfte des erzeugten Salzes wurde der Zehnte - von der anderen Hälfte der Fünfte, also vom ganzen 15 Prozent an die Herrschaft abgegeben.
Die Art der Entrichtung: Bei jeder Pfanne stand ein Behältnis, wohin das Salz aus der Pfanne in Verwahrung gebracht wurde, und wozu der Pfannenmeister oder Sieder den Schlüssel hatte. Wenn Salz verkauft wurde, so trug der Sieder in ein besonderes Buch -Salz- oder Pfannenbuch genannt - mit Bemerkung des Tages, den Namen des Käufers, die Quantität des verkauften Salzes und den Preis desselben ein. Nach Verlauf eines jeden Quartals wurden diese Pfannenbücher dem Salzzehntschreiber, welcher in einseitigen herrschaftlichen Pflichten und Besoldung stand, übergeben, dieser ermittelte den zu zahlenden Zehnten.
Der Zehnte mußte bis zum 16. des auf dem Schluß des Quartals folgenden Monats an den Zehntschreiber in Frankfurter [Geld-] Cours bezahlt werden.
Es ergab sich ein Mittel-Ertrag des Zehnten von 13876 Talern und 13 17/18 Stüber pro Jahr. Von dieser Summe mußte lediglich die Besoldung des Salzzehntschreibers von 185 Taler und 52 Stüber abgezogen werden.
Der Salzzehntschreiber war 1803 Franz Gaudenz Ley, *1748 Erwitte, +1810 in Werl für den Teil Engern und Neuwerk, und ein Drepper zu Höllinghofen für den Teil Westen.
"Der erstere versieht den Dienst für den Letzteren, welcher gar nicht in loco Werl anwesend ist. Der Zehntschreiber Ley ist auch zugleich taxischer Postmeister und hat eine Unter-Receptur der Oberkellnerei Arnsberg. Er ist nichts weniger als ein guter Kopf. Nach der bisherigen Einrichtung hat er auch weiter keine Kenntnisse als Arithmetik, nöthig gehabt. Seine Besoldung ist 143 Thaler und 52 Stüber".
Dem in Höllinghofen wohnenden Drepper wurde zur Auflage gemacht in Werl zu wohnen, oder seine Stelle - die ohnehin Ley für ihn mitmachte - aufzugeben. Sein Gehalt betrug 42 Taler. Drepper hat sich nicht in Werl angesiedelt.
Außer dem Zehnten war das Erbsälzer-Kollegium mit noch einer Abgabe verpflichtet. Die Stadtkasse empfing jährlich 80 Mark oder 26 Taler, 40 Stüber für die Unterhaltung der Wege, Mauern und Tore. Diese Verpflichtung beruhte auf einem Vergleich, der im Jahre 1510 durch landesherrliche und landständischer Vermittlung geschlossen wurde.(35)

Die Solequellen

Die Werler Solequellen gehörten durch landesherrliche Verleihung den Erbsälzern und den rechtmäßigen ehelichen männlichen Nachkommen. Seit Jahrhunderten bis zum Jahre 1822 hatten diese Familien zwei Solequellen zur Verfügung. Eine Quelle, wegen ihrer Lage "die östliche" genannt, diente den Gradierwerken innerhalb der Stadt. Die zweite lag im westlichen Stadtgraben(36) und speiste seit 1652 durch eine hölzerne Röhrenleitung die Saline Neuwerk. Vor 1652 war die später "Neuwerkbrunnen" genannte Solequelle die einzige Quelle, aus der Sole für die innerstädtische Saline gezogen wurde. Kurz vor und während des Dreißigjährigen Krieges und wegen Absatzschwierigkeiten wurde der westliche Brunnen längere Zeit nicht mehr benötigt, da der "östliche" Salzbrunnen den Solebedarf hinreichend deckte. Um 1625 sah sich der Kölner Kurfürst und Erzbischof Ferdinand III. v.Saarwerden, durch Nichtbenutzen einer Solequelle um seinen Zehnten gebracht, er versuchte von der Quelle Besitz zu nehmen und legte ein eigenes Salzwerk, das neue Werk "Neuwerk" an. Die Erbsälzer protestierten gegen diese Anmaßung ihres Landesherrn. Dieser Rechtsstreit ging bis zum Reichskammergericht. Kurfürst Ferdinand sollte das Urteil nicht mehr erleben, seinem Nachfolger auf dem Kölner Bischofsstuhl Maximilian Heinrich gelang es einen Vergleich mit den Erbsälzern zu erzielen. Sie erhielten nicht nur den entzogenen Salzbrunnen zurück, sondern auch die Anlagen auf Neuwerk, die als Gemeinschaftsbetrieb des Erbsälzerkollegiums fortgeführt wurden. Neuwerk war von der Betriebsform her gesehen, moderner als die Stadtsaline, auch die Betriebseinrichtungen sollen auf neuestem Stand gewesen sein. Ein Verwalter saß an der Spitze des Betriebes Neuwerk.
Da der westliche Brunnen demzufolge auch allen Erbsälzern gehörte, stellte sich die Frage, ob auch alle den Soleüberschuß der anfiel, benutzten durften. Dem war nicht so, nur Majorenne (=älter als 24 Jahre) und Repräsentanten (=älteste Söhne verstorbener Erbsälzer) stand dieses Recht zu, nicht den Minderjährigen (jünger als 14 Jahre). Nur durch Tradition hatte sich ein Kollegial-Beschluß vom Jahre 1729 erhalten, der diese Rechte regelte. Noch bis 1827 wurde der Beschluß mündlich überliefert, der besagte, daß die alte Gewohnheit, die Benutzung von Neuwerk nur den Majorennen und Repräsentanten gestattet sei, aber die Minorennen ganz ausgeschlossen werden sollten. Dieses stellte jedoch einen Verstoß gegen die Statuten dar, wurde aber dennoch gebilligt. Was die Erbsälzer motiviert haben könnte, diesen "Verfassungsbruch" zu sanktionieren, läßt sich nicht bestimmt sagen, wahrscheinlich aber ist es, daß durch den langen Prozeß mit dem Kurfürsten und die mit dem Vergleich entstandenen hohen Kosten, aus dem Gewinn der Saline Neuwerk bestritten wurden. Nicht nur für diese, sondern auch für alle übrigen gemeinschaftlichen Kosten mußte Neuwerk herhalten, was zur Folge hatte, daß nicht alle Berechtigte an dem Restgewinn partizipieren konnten. Am ehesten verschmerzten es die Minderjährigen, von Neuwerk keine Zahlungen zu erhalten.
Zu Schwierigkeiten kam es, als 1822 bei der Saline Neuwerk eine neue Salzquelle angebohrt wurde, "Nr. 3" genannt. Die Kosten trug das Erbsälzerkollegium. Nun kam es aber so, daß die Stadtsaline den ehemaligen Neuwerksbrunnen und den östlichen benutzen konnten, dennoch aber Mangel an Sole hatten. Das neue Bohrloch Nr. 3 indes, war so ergiebig, daß selbst Neuwerk nicht alles verwenden konnte; so reifte ein Plan heran, die überschüssige Sole zur Stadtsaline zu leiten. Gleichzeitig stellte sich die Frage, wem die Sole denn nun gehöre? Sämtlichen Erbsälzern oder nur den Majorennen und Repräsentanten? Darf das Neuwerk-Solewasser zur Stadtsaline geleitet werden, oder nicht? Gutachten und rechtliche Stellungnahmen wurden eingeholt. Vor allem der "Hausjurist" der Erbsälzer Dr.jur. Carl Seyfried (1784-1850) bemühte sich eine Lösung zu finden, jedoch holte man auch ein Gutachten der juristischen Fakultät der Friedrichs Universität Halle-Wittenberg ein. Diese entschieden, daß die Minorennen ausgeschlossen blieben und die Leitung von Neuwerk zur Stadtsaline rechtlich unbedenklich sei.
Nun trat der Salinen-Bau-Inspektor Goecker aus Königsborn ins Licht des Geschehens, er wurde damit beauftragt eine Röhrenleitung zu konzipieren. Da bereits eine 5000 Fuß messende Leitung (=1,57 km) die Salinen miteinander verband, hofften die Erbsälzer man könne diese benutzen. Bau-Inspektor Goecker hingegen riet davon ab, weil die Röhren, die jeweils an einem Ende konisch geschnitten waren, um so besser in die nächste Röhre gesteckt werden zu können, in Flußrichtung nach Neuwerk lag. Ließe man nun die Sole entgegengesetzt fließen, wäre ein höherer Druck erforderlich gewesen, denn die konischen Enden bildeten in dieser Richtung einen Widerstand. In Anbetracht des Zustandes der Röhrenleitung, gab Goecker zu bedenken, daß die Leitung dem Druck wohl nicht standhalten könne. Dessenungeachtet nutzten die Erbsälzer die Röhre in entgegengesetzter Richtung, sie scheuten die Kosten eines Neubaus. Um ein Brechen der Strecke zu unterbinden, erhöhten sich die Kontrollgänge entlang der hölzernen Röhrenleitung. Die Leitung bestand aus mehreren Buchenholzstämmem, in die ein Loch von ca. 10,4 cm gebohrt wurde.(37) So läßt sich der Volumenstrom berechnen zu V° = 0,124 m3/min.
Der oben erwähnte "Neuwerker" oder "westliche" Solebrunnen erhielt einen dritten Namen "Stadtgrabenbrunnen". Die "östliche" Quellen nannte man auch "Michaelisbrunnen".

In den Jahren 1830 und 1831 ließen die Erbsälzer nördlich des Michaelisbrunnens, außerhalb der Stadtmauern, zwei neue Solequellen anbohren und 1834 etwas weiter nach Norden noch ein drittes, das bessere Sole lieferte als der Michaelisbrunnen. Aus diesem Grund wurde aus der neuen nördlichen Quelle später die einzige Quelle, aus der Sole gefördert wurde.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Soleförderung mit einer Dampfmaschine betrieben. Infolgedessen erweiterte sich der Salzplatz nach Norden. Somit wurde der "Alte Salzplatz" nach und nach niedergerissen und der "Neuen Salzplatz" (=heutiges Kurpark-Gelände) wurde aufgebaut und erweitert.
Die Vereinigung mit der Saline Neuwerk im Jahre 1852 war der Anlaß die Wirtschaftsstruktur der Salzgewinnung und dessen Verkauf radikal zu ändern. Alle Anlagen sind in das Eigentum der Erbsälzer-Korporation überführt worden. Die Grundlagen für das Entstehen eines modernen Wirtschaftsbetriebes waren gelegt. Seit Jahrhunderten hatten die Erbsälzerfamilien eigene Gradierwerke und Siedehäuser, somit konnten sie auch in den Prozeß der Salzgewinnung eingreifen. Ab 1852 traten sie diese Rechte an einen ein Fachmann ab, der den Titel eines Salinendirektors führte.(38) Dieses Amt übertrug das Erbsälzer-Kollegium dem Alexander Freiherr v.Brand zu Zeitz.(39) Um die neue Solequelle herum wurden große Gradierwerke gebaut, von denen eines über dem zugeschütteten Stadtgraben stand.
Für die Erweiterung des Salzplatzes wurde im Juli 1841 der "Leyen-Kamp" angekauft. Dieser lag neben der Stadtmühle. Ber Besitzer Gaudenz Ley forderte 2500 Taler für diese Fläche, nach Verhandlungen mit den Erbsälzern senkte Ley den Preis auf 2350 Taler. Im September begannen die Aufräumungsarbeiten auf diesem Grundstück, u.a. sollte "der Teich auf dem Leyen-Kamp" aufgeräumt werden. Im Dezember 1841 begannen die Bohrarbeiten, sehr zum Verdruß der Erbsälzer fand man in 38 Fuß (=ca. 12 m) Tiefe lediglich eine starke Süßwasserquelle, die den Aktenaussagen nach 1,8 Kubikmeter Süßwasser pro Minute zur Oberfläche sprudeln ließ.(40) Weitere Bohrversuche folgten, das Bohrloch "Lit. C" beispielsweise war 114 Meter tief.(41)
1872 wurde Steinsalz für die Anreicherung der Siedesole angeschaft.(42) Das Steinsalz konnte auf drei Arten verarbeitet werden:(43) a) War das Steinsalz rein genug "was selten der Fall ist", wurde es gemahlen und dem Verbraucher zugeführt.
b) Das unreine Steinsalz wurde im Wasser aufgelöst und anschließend versotten. c) Niederprozentige Sole wurde mit dem Steinsalz angereichert.
Die Solequelle der Saline Höppe war nur 2prozentig, durch Anreicherung mit Steinsalz und durch gradieren, hatte die zu versottene Sole einen Salzgehalt von 18 Prozent.(44)

Der Salzplatz und seine Bauten

Im Jahre 1806 standen auf Engern, Westen und Neuwerk 26 Siedepfannen, auf dem alten Salzplatz waren 37 Gebäude.(45)
Die Sole holten die Brunnenknechte aus dem Michaelisbrunnen, der 12 Meter tief und 4 Meter breit war. Aus den Brunnen wurde die Sole mittels Schwenkruten, oder auch nur Ruten genannt, heraufgeholt. Es gab 5 Schwenkruten im Jahre 1817:
"auf jede Ruthe ist ein Theil der einzelnen Erbsälzern zustehenden Werke für seinen Solenbedarf angewiesen, die Werke, wechseln Tag und Nacht von zwei Stunden zu zwei Stunden, diese Unterabtheilungen auf den Ruthen heißen Güsse. Auf drei Ruthen sind auf jeder fünf Güsse, auf einer sechs, auf der fünften sieben, der ganze Betrieb des werlischen Brunnens zerfällt also in 28 Güsse. Auf einige der jetzt bestehenden Pfannen kommen 2 Güsse, auf andere 1 1/2, auf die meisten 1 Guß, es bestehen gegenwärtig zu Werl 20, zu Neuwerk 6 Pfannen".(46)
Mehrere "Güsse" bildeten ein "Wasser". Diese Güsse leitete man über Holzrinnen in ein Solereservoir (auch "Solschiffe" genannt), von dort kam die Sole dann wiederum in Holzrinnen aus Buchenholz in die Siedepfanne.

Die Gradierwerke

Um sich einen Eindruck von der Größe der Gradierwerke und Pfannen zu verschaffen sei hier eine Aufstellung des Jahres 1847 wiedergegeben. Die Gebäude hatten keine besonderen Namen, sondern waren seit langem durchnumeriert, wobei sich die Nummer in der Familie weiterverebte:(47) Die Aufstellung ist deshalb besonders interessant, da es den Zustand des alten Salzplatzes spiegelt, wie er seit Jahrhunderten bestanden hat, ab 1847 wie oben erwähnt aber allmählich aufgegeben wurde.
Schönes Wetter mit starkem Südwind galt auf dem alten Salzplatz als gutes Gradierwetter.(48)
Alte Längen- und Hohlmaße wurde in das metrische System umgerechnet.
Nach der Nummer des Gebäudes folgt der Eigentümer:

Nr. 1, Franz Josef v.Papen:
Gradierflächen: 1203,5 m2, dabei 233,4 m2 kubische Gradierfläche.
Pfannenblechfläche: 100,3 m2.
Jährl. Kohlenverbrauch: 8926 Scheffel.

Nr.2, Kammerherr Adolph v.Lilien:
Gradierflächen: 505,8 m2.
Pfannenblechfläche: 69,2 m2.
Jährl. Kohlenverbrauch: 5500 Scheffel.

Nr.3, Erbsälzerkolleg, früher v.Mellin:
Gradierflächen: 754,4 m2.
Pfannenblechfläche: 79,2 m2.
Jährl. Kohlenverbrauch: 7358 Scheffel.

Nr.4a und 4b, Franz Caspar v.Lilien:
Gradierflächen: 1161,6 m2, dabei 426,3 m2 kubische Gradierfläche.
Nr.4a =Pfannenblechfläche: 108,3 m2.
Nr.4b =Pfannenblechfläche: 107,3 m2.
Jährl. Kohlenverbrauch: 11027 Scheffel.

Nr.5, v.Brandis:
Gradierflächen: 646,6 m2.
Pfannenblechfläche: 51,1 m2.
Jährl. Kohlenverbrauch: 5500 Scheffel.

Nr.6 und 7, Gebrüder v.Lilien:
Gradierflächen: 1195,3 m2, dabei 255 m2 kubische Gradierfläche.
Nr.6: Pfannenblechfläche: 51,2 m2.
Nr.7: Pfannenblechfläche: 48,3 m2.
Jährl. Kohlenverbrauch: 8286 Scheffel.

Nr.8: v.Papen-Lohe:
Gradierflächen: 1411,75 m2.
Pfannenblechfläche: 104 m2.
Jährl. Kohlenverbrauch: 7234 Scheffel.

Nr. 9,10 und 11, Clemens Freiherr v.Lilien:
Gradierflächen: 1553,35 m2, dabei 1274 m2 kubische Gradierfläche.
Nr.9: Pfannenblechfläche: 90 m2.
Nr.10: Pfannenblechfläche: 126 m2.
Nr.11: Pfannenblechfläche: 33,7 m2.
Jährl. Kohlenverbrauch: 18620 Scheffel.

Zusammen ergab sich eine Pfannenbodenfläche von 968,6 m2.
Den Werler Gradierwerken standen insgesamt 8432,3 m2 normaler und kubischer Dornwandfläche zur Verfügung.
Läßt man die Sole nur über die äußere Dornwand tropfen heißt dies Flächengradierung. Wird auch das innere der Dornenwand betröpfelt spricht man von einer kubischen Gradierung.
Die Werler Sälzer rechneten die o.g. zwei Gradierungsflächen so um: 2188,7 m2 kubische Gradierfläche multipliziert mit dem Faktor 4/3 gibt 2918,3 m2 normale Gradierfläche.
Von dieser normalisierten Fläche waren dann 9161,9 m2 vorhanden.
Da nur die Seite der Gradierwerke betröpfelt wurde, die "im Wind stand" und nur diese zur Verfügung stehende Fläche berechnet worden ist, so standen aber insgesamt rund 18300 m2 Dornwandfläche auf dem alten Salzplatz zu Verfügung. Solche Berechnungen wurden auch 1881 vom Salinenwerkmeister Ludwig Ladendorf angestellt, auch er summierte nur eine Seite eines jeden Gradierwerkes.(49) Daß beide Seiten der Dornwände gleichzeitig betröpfelt wurden, wird wohl nie vorgekommen sein, trüge doch der Wind zuviel Sole davon, besonders auf der windabgewandten Seite. Bei der einseitigen Gradierung hatte man schon mit einen Verlust von 18 Prozent zu rechnen.
Auf dem alten Salzplatz standen, laut Aktenüberlieferung, zweiseitige Gradierwerke.(50)
Von den Gradierern mußte also immer jemand die Windrichtung bestimmen, um den Soleverlust so gering wie möglich zu halten. Als der Salinendirektor Alexander Freiherr v.Brand eines Nachts dieses kontrollierte, stellte er fest, daß die Gradierer nicht immer auf einen Windumschwung achteten. Dieses Fehlverhalten teilte er in einem Brief am 12.Februar 1854 dem Sälzerobersten Christoph Freiherr v.Lilien-Borg mit.(51) Das in dem Brief angesprochene Werk an der Hammer Chaussee gehört zu dem ersten Gradierwerk auf dem neuen Salzplatz und wurde um 1850 dort erbaut.

"In der Nacht vom 9. auf 10. d. M. [Februar] während welcher sich bei ganz heiterem Himmel ein sanfter Südwind erhoben hatte, nachdem am Tage vorher ein rauher mit Schneegestöber verbundener Nordwind gewehet hatte, nahm ich Gelegenheit die Aufmerksamkeit und Pünktlichkeit der Gradierer sowohl der hiesigen, wie der zu Werl zu beobachten. Nachdem ich die Windrichtung p.p. eine Stunde lang beobachtet und mich dadurch überzeugt hatte, daß dieser Wind anhaltend wahr, begab ich mich 2 1/4 [Uhr] Morgens zur hiesigen Dampfmaschine. Die Arbeiter auf der Pumpe zur Förderung der Condensationswasser fand ich wach und in der Nähe der Pumpe, der Kessel war gehörig befeuert und die Dampfmaschine im ruhigen guten Gange, auch waren der Maschinenwärter Brügge und Gradierer Gerdes vulgo Humpert gleich bei der Hand, jedoch fand sich, daß die Gradirung nicht an der Windseite, welche vom Winde getroffen wurde, sondern an der Windabseite belegt war.
Der Gerdes wollte behaupten ohngefähr eine halbe Stunde vorher den Wind beobachtet und solchen als Nordwind verkannt zu haben. Diese Behauptung beruhte, wie ich, durch Selbstbeobachtung überzeugt war, entweder auf einen Irrthum, oder war erlogen. Ich habe vorläufig deshalb keine Untersuchung angestellt, sondern wieß den Gerdes an, die Gradierung einzustellen, was derselbe dann auch that.
Ich begab mich nach Werl, wohin ich p.p. 5 Minuten vor 3 Uhr bei der an der Werl-Hammer Chaussee beginnenden Gradirung ankam. Diese Gradierungen waren auch nicht umgestellt, sondern an der Windabseite belegt. Von hieraus ging ich nach der Gradirung auf dem s.g. Kampe, auch diese war nicht umgestellt. Nun nach der Dampfmaschine mich begebend, fand ich dieselbe stillstehend, der Wärter im Kesselhause am Feuer beschäftigt, und ein Wächter daselbst. Die Dämpfe hatten fast die erforderliche Spannung und gab als Grund des Stillstands der Maschine der Wärter an, daß er das Feuer gereinigt habe, und dabei die Dämpfe zu schwach geworden seien. Nach der Wahrheit dieser Angabe habe ich nicht geforscht.
Auf meine Frage, ob Gradirer bei der Hand seien, wurde mir geantwortet, daß die beiden Gradierer Wulf, früher beim Werke Nr. 6 und 7 und Drostmann vulgo Schäfer, früher beim Werke 4, den Nachtdienst versehen und vor ohngefähr einer halben Stunde das Maschinenhaus verlassen hätten. Nachdem ich noch einige Minuten im Maschinenhause verweilt hatte, begab ich mich auf den Salzplatz. Alle Gradirungen daselbst waren noch an der Windabseite belegt, auch konnte ich nicht hören, daß irgendwo ein Gradierer auf der einer Gradierung beschäftigt gewesen wäre. Ich trat nun meinen Rückweg nach Neuwerk an. In der Nähe der alten Dampfmaschine angekommen, hörte ich wie ein Gradierer die daselbst beginnende Treppe bestieg, auch rief derselbe auf den dazu vorhandenen Treppenstufen stehend mich an, und glaube ich in demselben den Drostmann vulgo Schäfer erkannt zu haben..."
Desweiteren führte Freiherr v.Brand fort, daß er nicht im Sinn habe die Gradierer zu bestrafen, sondern einen Mißstand
aufzeigen wolle.
Bevor die Gradierer ihren Nachtdienst versahen, hatten sie bereits tagsüber schon ihre Arbeit getan und konnten nicht ausgeruht den Nachtdienst versehen. Der Vorschlag v.Brands ging dahin, daß entweder die Anzahl der Nachts tätigen Gradierer erhöht werde oder das sie vor Antritt des Nachtdienstes frei hätten. "Bei Nichtvermehrung der Zahl der Gradierer zu Werl kann leicht das Vielfache von dem verloren gehen, was an Gradierlohn erspart werden soll". Die zusätzlich einzustellenden Gradierer sollten jedoch nur einen befristeten Vertrag erhalten, damit sie auch wieder schnell entlassen werden konnten, falls es doch unrentierlich sein würde.
Die Salzfabrikation betrug 1847 6885786 Pfund oder 1721,5 Lasten zu je 4000 Pfund (= 3320 Tonnen Salz).
Bei 18% Siede- und Magazinverlust waren an Rohsalz in der Siedesole erforderlich 2099,4 Lasten = 8397600 Pfund = 3919 Tonnen. Die zu versiedene Sole hatte einen Salzgehalt von 15,6 Prozent bzw. "11,5 Pfundlig". Demnach hatte die zu versiedene Sole ein Volumen von 22637 Kubikmeter!
Bevor die Brunnensole zur Siedesole wurde, mußte der Salzgehalt durch Verdunstung an einem Gradierwerk gesteigert werden. Um oben erwähnte Jahressalzmenge erzeugen zu können, mußte von der 6 prozentigen unbehandelten Brunnensole 63032 Kubikmeter (!) gefördert werden. Die Differenz der beiden Kubikmeterangaben ist das Volumen der Wasserverdunstung, 40395 Kubikmeter Wasser sind 1847 an den Gradierwerken verdunstet worden. Eine Verdunstung ergab auch die Lagerung der gradierten Sole in den Solebehältern, die gradierte Sole wurde nicht sofort zur Pfanne geleitet.
Auf 1 m2 Pfannenbodenfläche konnten im Jahr durchschnittlich 3,43 Tonnen Salz gewonnen werden. 74586 Scheffel Kohle waren erforderlich um die Jahresproduktion von 3320 Tonnen Salz herzustellen. Die Kohlen wurden nach Scheffel berechnet, das ist ein Raummaß und entsprach in Preußen 55 Liter. Sonach können wir nur den Kohleverbrauch mit "4,1 Millionen Liter" angeben. Die "Börden" (Holz) sind darin nicht enthalten.

Mit dem Tode Josef v.Mellins, dem letzten seiner Familie, ging die Hütte Nr. 3 durch Kauf in den Besitz des Kollegium über, der Preis betrug 8000 Reichstaler.(52) Am Beispiel dieser Hütte lassen sich die Kosten der Salzgewinnung für das Jahr 1847 nachvollziehen.
Hütte Nr.3 erzeugte in dem Jahr 327 Tonnen Salz, die Ausgaben teilten sich wie folgt auf:(53)

Reparaturkosten: 219 Taler 13 Silbergroschen 10 Pfennig.
Gradier-Betriebskosten: 675 T. 25 Sgr. 5 Pf.
Kohlen: 1342 T. 6 Sgr. 8 Pf.
Bördenholz: 24 T. 25 Sgr.
Siedelohn: 271 T. 26 Sgr. 2 Pf.
Extraausgaben: 258 T. 2 Sgr. 4 Pf.
Summe: 2802 Taler 9 Silbergroschen 5 Pfennig.

Das Gradiergebäude Nr.3 bestand 1837 aus 2 Abteilungen, die ältere enthielt 6 Gebunde, war zweistöckig, 15,7 m lang und 8,8 m breit; die neuere zweistöckige Verlängerung enthielt ebenfalls 6 Gebunde und war 18,8 m lang und 6 m breit.(54)
Aus einer Zeichnung erfahren wir welcher Gradiertyp auf dem alten Salzplatz vorherrschte. Es läßt sich nicht klar erkennen, ob die Dornenwand im zweiten Stock lediglich aus Platzgründen dort plaziert wurde, oder ob die Sole nach Durchtröpfelung der obersten Wand, nochmals die untere Dornenwand passierte. Wahrscheinlich wird ersteres Zutreffen, weil die obere Pritsche mit ihren Ablaufrinnen nicht dort endet, wo die untere Dornenwand beginnt.

Bild 4: Die alte Gradierung am "Himmelreich". Altes und neues Holzgerüst in einer Zeichnung. Die zukünftige äußere Begrenzung stellen die eingezeichneten durchgehenden Strebepfeiler links und rechts dar. Statt drei Dornwände sollte es nur eine von oben nach unten geben.


Auf dem alten Salzplatz gab es keine neuen technischen Errungenschaften, die Sole wurde auf die Gradierwerke mittels tierbetriebener Pumpen gebracht. Zuvor holten man die Sole durch Menschenkraft mittels Schwenkruten aus dem Brunnen. Solche Ruten standen noch 1846 in Benutzung, "die vom Einsturz bedrohten Ruthen" sollten für 500 Taler repariert werden, was aber nicht geschah. Das Geld benötigten die Erbsälzer für neue Bohrversuche außerhalb des alten Salzplatzes.(55)
Die Gebäude Nr. 6 und 7 des alten Salzplatzes hatten 1852 folgende Ausmaße: 32m lang, 3,6m breit und 8m hoch. Die 7½ Gebunde waren je 13 ½ Fuß lang.
Das neue Gradierwerk an der "Hammer Chaussee" war 1852 55m lang, 9,70m hoch (11 Gebunde á 16 Fuß). Die Dornwand in der Mitte war 4 m stark.
Um die Ostseite ganz und die Westseite auf 25m zu bedornen benötigte man 5158 m3 Dornen.(56)
Die Dörner lieferte in den 1820er und 1830er Jahren der Gradiersteller Halekotte. Im "Brandsundern" bei Sönnern schnitt Halekotte die Dörner, 100 Plöcke bildeten 3 Bund. Für ein Gradierwerk am Großen Teich waren 1821 14200 Plöcke vonnöten, zu einem Preis von 156 Taler.(57)
Die Dorngradierung ersetzte in Deutschland um 1730 die Strohgradierung. In noch früheren Zeiten schaufelten oder spritzten die sogenannten "Lekkerknechte" die Sole auf die Strohwand, damit sie heruntertröpfeln konnte. "Leck" ist niederdeutsch und bedeutet undichte Stelle an Rohrleitungen oder Behältern, woraus es tröpfelte.
Ein modernes Dornengradierwerk bestand aus 3 Teilen: Behälter (Trog) auf dem Werk, Dornwand und dem Bassin unter, oder am Ende der Dornwand. Oben sollte das Gradierwerk schmaler sein, damit die Tropfen auch bei Wind sicher an der Dornenwand abträufeln konnten. Die Höhe sollte höchstens 30 Fuß (=9,42m) betragen, damit dem Wind nicht zuviel Angriffsfläche entgegengesetzt werden kann. Gradiergebäude sollten nicht unmittelbar auf dem Boden stehen und auf mindestens 1,20m hohen Pfeilern stehen. Eichenholz sollte man als Balken oder Träger nicht verwenden, da das schwere Holz infolge des Eigengewichts zur Biegung neigt. Allenfalls zu Schwellen oder Pfosten sollten sie Verwendung finden. Buchenholz sollte auch nur als Pfosten dienen. Nadelhölzer hingegen sind beim Gradierwerkbau unentbehrlich. Nach Fertigstellung des Baus werden die Dörner eingelegt, 60 cm über dem Bassin die letzte Lage.
Im Winter wenn nicht gradiert werden konnte, wurden die Brunnensolebehälter gefüllt um im Frühjahr einen Vorrat zu haben. Diese Behälter standen in der Nähe der Pfanne.(58)

Der Salinenwerkmeister Ludwig Ladendorf ermittelte 1881 die Maße der Gradierwerke des neuen Salzplatzes, der in dem Jahr wohl technisch voll ausgereift war.(59) Es bestanden 3 Gradierbauten:
1.) Das Feldgradierwerk "auf'm Kamp" (1. Fall) 147 m lang, 10,2 m hoch.
2.) Der 2. Fall, entlang der heutigen Erbsälzerstraße: 132m lang, 10m hoch.
3.) 3. und 4. Fall an der Hammer Straße: 159m lang und 12,25m hoch.
Aus einer Katasterzeichnung des Salzplatzes vom Jahre 1908 geht hervor, daß noch bauliche Veränderungen eingetreten sind.(60) Der "1. Fall war nun 180m lang und somit der längste, der 2. Fall war 124m lang und das Gradierwerk an der Hammer Straße war 167,50 m lang.
In der Nähe des 2. Falls standen 2 Solebehälter, die die gradierte Sole sammelten. Die Behälter hatten die Ausmaße von 12,5m x 8,75m bzw. 13,75m x 8,13m. Da die Höhe nicht ermittelbar war seien 2 Meter angenommen, dementsprechend faßten die beiden Behälter ca. 442000 Liter gradierte Sole. Solche Solebehälter waren oben geschlossen, damit der Regen die Sole nicht wieder vedünnen konnte. Die Behälter waren mit "Schwimmer" ausgerüstet, damit von außen der Füllzustand sichtbar wurde.(61)

Nun stellt sich die Frage, wie die aus der Erde gepumpte Brunnensole auf die bis zu 160 m entfernten Gradierwerke gelangt ist?
Für den alten Salzplatz hat es nur biologisch angetriebene Pumpen gegeben. Auf dem neuen Salzplatz hat man sich den Schweredruck der Brunnensole zunutze gemacht. Direkt neben dem Haus, in dem sich die Dampfmaschine befand, legte man einen ca. 25 Meter hohen Turm an, auf den die Brunnensole gepumpt wurde. Vom Turm aus lief die Sole durch einige am Turm senkrecht stehende buchene Röhrenleitungen, die dann auf bzw. unter der Oberfläche weiterliefen, um dann wieder senkrecht nach oben auf die Gradierwerke führten. Da der Schweredruck von der Gefäßform unabhängig ist (hydrostatisches Paradoxon) läßt dieser sich berechnen zu ph = 2768 hPa (2,768 bar) bzw. phydr = 3781 hPa (3,781 bar). Der Wasserdruck in den Haushalten beträgt zum Vergleich 2-2,5 bar.

Die Siedehäuser

Mit Buchenröhren gelangte die Sole in die aus mehreren Räumen bestehenden Siedehäuser. Im größten Raum befanden sich eine oder zwei Pfannen. Weiter gab es eine "Küche" (=Vorratsraum), eine Trockenkammer und die Salz- bzw. Viehsalzmagazine, die sich in den Ausmaßen nach der Größe der Pfannen richteten. Außer den obligatorischen Fenstern hatten die Siedehütten auch "Glaspfannen" auf dem Dach, die zur Lichtdurchflutung beitrugen. Diese Dachpfannen aus Glas lieferte die Schellenberger Glashütte bei Essen.(62) Es waren teilweise kupferne Dachrinnen an den Gebäuden, die die Olper Firma Ostermann fertigte.(63)
Anregungen wie die Feuerung unter den Pfannen gestaltet werden sollte, holten sich die Erbsälzer u.a. von der Saline in Schönebeck, mit der sie eine rege Korrespondenz führten.(64)

Es ist sozusagen eine Stückliste im Erbsälzerarchiv vorhanden, mit der ein Siedehaus heute nachgebaut werden könnte, hier ein kurzer Auszug: "558 laufende Fuß Sparren, 18 Stück, 31 Fuß lang, 7 Zoll breit, 8 Zoll stark; 368 laufende Fuß Hauptbalken, 8 Stück, 46 Fuß lang, 10 Zoll breit, 11 Zoll stark".(65)
Diese Liste ist angelegt worden um die Kosten des Holzes errechnen zu können.

Bilder 7 und 8 beide auf eine Seite: Innen- und Außenansicht des Siedehauses Nr. 4 des neuen Salzplatzes beim Abriß im Jahre 1926. Unter dem linken Wagenrad ist noch eine Bodentafel der Siedepfanne zu entdecken mit Löchern, in denen die Nieten gesessen haben. Das um 1855 errichtete Bauwerk diente ab 1926 nach dem Wiederaufbau auf der Gänsevöhde bis zum Brand im Jahre 1969 als Schützenhalle.

Das gesiedete Salz wurde direkt aus der Pfanne in die kegelförmigen Salzkörbe geschaufelt. Diese standen dann zur ersten Trocknung entlang zwei oder drei Seiten der Pfanne. 1824 machte der "königliche Salz-Faktorei Controlleur" Krull eine Bestandsaufnahme der noch anzuschaffenden Körbe, damit jeder Pfannenraum auch optimal ausgenutzt werden konnte. Seinem Bericht zufolge gab auf dem alten Salzplatz fast 900 Salzkörbe.(66) Im Schnitt faßte ein Salzkorb 82 Pfund (=38,4 kg) Salz. Ein leerer Korb wog 13 Pfund (= 6 kg).(67) Ein Weidenkorb, der sich im städt. Museum Rykenberg befindet ist leichter und faßt nur ein Volumen 40 Litern, demnach gab es auch verschiedene Korbgrößen. Nach der ersten Trocknung an der Pfanne gelangten die Körbe in eine Trockenkammer. Dort standen sie in einer regalähnlichen Anlage, damit die überschüssige Sole abtropfen konnte. Die abtropfende Sole gelangte wieder in die Pfanne. In der Trockenkammer stand entweder ein Wärmeofen(68) oder der heiße Dampf, der über dem Schwadenfang der Pfanne zentriert wurde, ist über gußeiserne Wärmeröhren durch die Trockenkammer nach außen geleitet worden.(69) Nach einiger Zeit in der Trockenkammer sind die Körbe durch eine Luke im Boden, von oben in das Salzmagazin entleert worden, damit das Salz vor Verschmutzung, z.B. durch nicht saubere Schuhe geschützt war. In das königliche Salzmagazin durfte nur Salz gelagert werden, das mindestens 14 Tage im Magazin verbracht hatte.(70) Salz verliert bei einem 50tägigen Abtropfprozess 20 Prozent seines Volumens, nimmt jedoch bei hoher Luftfeuchtigkeit rasch Wasser auf.(71) Die Holzverknappung an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert führte dazu, daß das Salz nicht mehr in hölzernen Behältnissen transportiert werden konnte.(72) Aus diesem Grunde wählte man einen einfachen Leinensack. Kleinere Salinen organisierten aus Gründen der Wirtschaftlichkeit den Rücktransport der leeren Säcke, für Werl läßt es sich nicht nachweisen. Fast jede Saline hatte eigene Leinensäcke, an der Form, Größe und Gewicht konnte der Erzeuger erkannt werden, ohne auf die Beschriftung zu achten.(73) 1845 bestellte das Kollegium "Salzsäcke" bei Samson in Beckum(74), ein Jahr später lieferte Biederlack aus Greven zwei Größen "1/2 Tonnensäcke und 1/4 Tonnensäcke".(75) Im gleichen Jahr sollten noch Säcke von Robert Lohr aus Vlotho kommen, dieser gab aber den Auftrag an die Firma Wilhelm Kisker(76), Flachs- und Hanfleinengeschäft im westfälischen Halle ab, diese Geschäftsbeziehung bestand mehrere Jahre.(77)

Das getrocknete Salz ist dann Sackweise verwogen und plombiert worden, es war darauf zu achten, daß das Salz auch wirklich trocken war, ist es feucht verpackt worden, stimmte nach weiterer Trocknung im Sack beim Endverbraucher das Gewicht des Sackes nicht mehr. Ein Sack Salz wog umgerechnet 103 kg (= 2 Zentner alten Maßes). Ein königlicher Salzwieger (auch Salzmesser oder -wärter genannt) überwachte das "Einsacken" des Salzes. Die Waage, sowie der Lagerort der Säcke war mit Stroh ausgestreut, das in erheblichen Mengen angefahren werden mußte. Die Gebäude der Familie v.Papen-Lohe benötigten 1829 von Juni bis August "800 Schoben Roggenstroh", das entspricht einem Gewicht von ca. 1920 kg! (78) Das Einsacken des Salzes ging nicht immer ohne Streit vonstatten, eine kleine Episode sei hier wiedergegeben. Die Schlüssel zu den Magazinen verwahrte der Salzwieger und war wegen seiner Stellung bei den Siedern nicht besonders beliebt, was sie ihn auch spüren ließen. Zwei besonders "trunkergebene und aufrührerische Leute" waren die Sieder Theodor Scholle und Christian Riskop, deren Streiche uns heute noch erheitern, beide waren öfters wegen "Saufens und Tumultierens" angeklagt. Im Mai 1838 hatten sie den königlichen Salzwärter Franz Adolf Wolfförster beleidigt. Dieser wollte das Magazin der Hütte Nr. 8 (Besitzer v.Papen-Lohe) zuschließen, jedoch waren Scholle und Riskop unwillig das Magazin zu verlassen. Riskop soll noch folgenden Spruch geäußert haben: "Wir sind keine Spitzbuben und wollen auch dafür nicht angesehen sein, die Franzosen werden bald kommen, und dann wird alles zu Ende sein." Hier kommt noch der Haß der Deutschen auf die Franzosen zum Ausdruck. Scholle mußte ebenfalls noch ein Spruch loswerden: "Schließ zum Teufel zu, dann wollen wir fortgehen". Beide warfen ihre Gerätschaften zu Boden und Wolfförster konnte zusperren. Schließlich wurde die Angelegenheit vor dem Salzplatzgericht geahndet. Wolfförster sagte aus, daß die Sieder Scholle und Riskop beim Einsacken des Salzes "gewöhnlich betrunken" und "diese beiden ... die unruhigsten Sieder auf der ganzen Saline" seien. Scholle und Riskop bestritten Wolfförsters Ausführungen und sagten aus, sie hätten das Magazin noch reinigen wollen, solange sollte Wolfförster warten und die Sprüche hätten sie nie gesagt. Die beiden boten noch einen Zeugen (oder Komplizen?) auf: Ferdinand Brinkmann. Dieser bekam von Riskop einen Schnaps und mußte als Gegenleistung beim Reinigen helfen, jedoch als Wolfförster kam, war Brinkmann nicht mehr anwesend.
Das Salzplatzgericht ließ sich von den beiden Siedern nicht täuschen und verhängte je einen Taler Ordnungsstrafe, die an die Knappschaftskasse zu zahlen waren.(79)

Die Siedepfannen

Um Salz aus der gradierten Sole gewinnen zu können, mußte sie verkocht werden. Dieses Pfannen waren rechteckig und hatten große Ausmaße. Runde Pfannen, die gleichförmiger zu Beheizen waren, fanden nur in Holland Anwendung.(80)
Vor der Einführung der Steinkohlenfeuerung im Jahr 1609 bestanden die Werler Pfannen meist aus Blei.(81) Wie hoch ist wohl der Bleigehalt im verkauften Salz gewesen? Wegen des niedrigen Schmelzpunktes des Bleis und der höheren Hitzentwicklung beim Kohlenfeuer, mußten dann Eisenpfannen aufgestellt werden. Ende des 18.Jahrhunderts galten Bleipfannen als giftig und kupferne Pfannen als zu teuer, außerdem griff das Salzwasser das Kupfer an. Gegossene Pfannen wurden vom Salz zwar nicht so stark angegriffen als geschmiedete, jedoch sprangen sie zu leicht und die ganze Pfanne mußte gewechselt werden, was den Siedeprozess für längere Zeit aufgehalten hätte.(82) Somit waren Eisenplatten von Vorteil, sie konnten einzeln ausgewechselt werden.
Eine Pfanne bestand aus vielen meist quadratischen Eisenplatten (auch Eisentafeln genannt), die aneinander genietet wurden. So bestand im Jahr 1822 eine Pfanne der Saline Neuwerk aus 218,75 Tafeln , die mit 6025 Nieten zusammengehalten wurde. Das Gewicht des Pfannenbodens betrug ohne Nieten und Pfannenrand 3,5 Tonnen! Um die extra Tafeln des Pfannenrandes (Pfannenbord) zu verbinden waren 882 Nieten vonnöten.(83)
Eine Siedung bis zum Garen der Sole auf dem alten Salzplatz dauerte je nach größe der Pfanne zwischen 10 Stunden und 41 Stunden!(84) Bei der Siedung kam es vor daß einige Tafeln durchbrannten, diese wurde dann von einem Pfannenschmied "gelappt", (lappen = aufsetzen eines Flickens, aus Stücken zusammensetzen, überhaupt ausbessern).
Der Pfannenrand bestand aus hochgeknickten Tafeln, auch wurden extra Pfannenrandbleche bestellt. Eine Eisentafel war 2 Fuß 5 Zoll lang und 2 Fuß 2 Zoll breit, das entspricht 76cm x 68cm und bedeckte eine Fläche von 0,52m2. Demnach hatte der aus 218 Tafeln bestehende Pfannenboden eine Fläche von ca. 113 m2, die Maße der Pfanne waren ca. 8m breit und 14m lang. Die "Bodentafeln" ließen sich die Erbsälzer von der Fa. Witwe Sommer, Sundern, liefern. Die Bezahlung geschah nach dem Gewicht, für 1000 Pfund betrug der Preis 148 Taler, wobei eine Tafel ein Gewicht zwischen 28 und 30 Pfund haben mußte. Stemmer & Comp. aus Spillenburg bei Essen sowie Lohmann & Brand aus Witten, lieferten ebenfalls Eisentafeln.(85)
Die kleine Pfanne auf Neuwerk war hingegen "nur" 8,5m x 6,2m groß.(86) Die Tiefe der Pfannen gibt Berges mit 1 Meter an.(87) Diese Angabe kann auf keinen Fall stimmen, selbst Langsdorf schrieb
"Die Tiefe der Pfannen soll 5/4 bis 1 1 /2 Fuß (= 40cm - 47cm) betragen."
Über 47cm tiefe Pfannen hatte er noch nicht gesehen.
Dem Salinenwerkmeister Ludwig Ladendorf haben wir eine 1881 erstellte Nachricht über die Pfannenmaße zu verdanken:(88)

Pfannen-Nummer

Länge in m

Breite in m

Tiefe in m

Fläche in qm

Inhalt in cbm

1

14,05

6,88

0,62

96,66

59,93

2

10,31

6,46

0,42

66,60

27,97

3

11,15

6,83

0,52

76,15

39,60

4a

12,25

8,00

0,52

98,00

50,96

4b

12,46

8,14

0,52

101,42

52,74

8

12,95

7,82

0,52

101,27

52,66

9

24,50

8,00

0,52

196,00

101,92

10

21,77

5,60

0,52

121,91

63,39

Siedepfanne

13,66

6,46

0,47

88,24

41,47

Summe

 

 

 

946,25

490,64

Im Vergleich zur Pfannenbodenfläche die beim alten Salzplatz 1847 anzutreffen war hat sich die Fläche geringfügig verkleinert, dennoch waren die Anlagen des neuen Salzplatzes effektiver.
Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts produzierten die drei Salinen Werl, Neuwerk und Höppe jährlich um die 175000 Zentner Salz.(89)
Wie oben schon erwähnt, befand sich über einer Pfanne ein Schwadenfang, auch "Brodemfang" genannt. Er bestand aus Tannenholz und reichte knapp bis auf den Pfannenrand. Am 18. Januar 1841 lag bei der Feuervisitation auf dem alten Salzplatz das Sparrenwerk des Schwadenfanges in der Hütte des Franz Caspar v.Lilien auf den Pfannenrändern, so mußte die Pfanne 2 Zoll tiefer gelegt werden.(90)

Die Pfanne stand auf mehreren gemauerten Feuerzügen "Zirkulierherd", von denen es zahlreiche Bauarten gab. Das Brennholz bzw. die Kohlen lagen auf Roststäben, damit Luft von unten den Verbrennungsprozeß positiv beeinflussen konnte und so sich die Entnahme der Asche einfacher gestaltete. Diese Roststäbe mußten nach einiger Zeit gewechselt werden, da sie nur eingeschoben wurden, stellte dies die Sieder nicht vor größere Probleme. Die Beschickung des Herdes mit Kohlen oblag den Salzsiedern, die diese Art der Tätigkeit wohl ungerne ausübten. Vor dem Salzplatzgericht mußten sich mal wieder die beiden "Aufrührer" Scholle und Riskop verantworten; diese verpflichteten den Maurer Philip Ostermann die Kohlen einzulegen, daß dies unter Androhung körperlicher Gewalt ausgeführt wurde, scheint wahrscheinlich.(91)
Erstmals haben Kohlen aus dem Dortmunder Raum kurz vor dem Jahre 1609 in Werl Verwendung gefunden.(92)
Die Angaben bei Multhauf, daß König Friedrich I. am Anfang des 18. Jahrhunderts dem Salinenkomplex Unna-Königsborn-Werl die Verwendung von Kohlen diktierte, kann nicht stimmen, da sich Friedrichs Herrschaftsgebiet nicht bis nach Werl erstreckte.(93)

Die Salzsieder


Eid eines v.Papen-Lohe'schen Salzsieders aus dem Jahr 1829, der sich inhaltlich im Laufe der Zeit wohl kaum gewandelt haben dürfte:

"Ich NN. gelobe und schwöre und zu Gott und seinem heiligen Wort, daß ich Sr. Majestät dem König von Preußen und höchstdessen königlichen Hauß und allen und jeden Erbselzer zu Werl, besonders den Erben des Herrn v. Papen zu Lohe meinen jetzigen Herren, treu und hold seie, was Gott durch die Erde und gnädige Gabe des durch Luft, Sonne und Feuer geläuterten Salzwassers verliehen hat, keineswegs vernachlässigen, veruntreuen, verwahrlosen noch unterschleifen, sondern dasselbe zur gehörenden Zeit durch möglichsten Fleiß und Sparsamkeit bei Verbrennung der Kohlen und des Holzes nach aller Möglichkeit unverdrossen herausbringen, und den Erben von Papen zu Lohe als meinen jetzigen Herren aufs allerbeste und genaueste zusammenhalten; davon weder selbst noch die Meinigen oder andere Leute heimlich oder öffentlich bei höchster Strafe an Leib und Gut etwas veruntreuen, und wo mir einige Untreuen an Salz, Holz, Kohlen oder Salzdünger von anderen zugemutet würde, solches gleich mit Benennung derjenigen, welche mich verführen wollen, anzuzeigen.
Ferner gelobe und schwöre ich: Auf Feuer und Luft fleißigst acht zu haben, auch zu verhüten, damit hierdurch noch höchstgemeldeter Sr. königlichen Majestät, denen Erbsälzern insgemein, noch meinen Herren, noch einem anderen irgend ein Schaden entstehe, und zu dessen mehrer Verhütung niemanden die Abtragung der Kohlen- oder Zinserasche[?] zu gestatten, noch zuzugeben.
Ferner gelobe ich, die angefahrenen Kohlen und Holz meinen Herren getreulich anzugeben, und zu jedem Werk Salz nicht mehr als nötig zu verbrauchen, keineswegs zu veruntreuen oder zu verderben oder der Entwendung Preis zu geben, dazu mich jederzeit in geziemender Gottesfurcht ungeschwächt zu erhalten, von ärgerlichen Lastern, Fluchen, Schwören und boshafter Leichtfertigkeit insbesondere der gefährlichen Völlerei und Trunkergebenheit abzustehen, alle Widersetzlichkeit gegen die vorgesetzten Wieger zu vermeiden, endlich alles dasjenige gehorsamlich zu thun und zu lassen, was ein zeitlicher Sälzerobrister zu befehlen gut finden wird, und was einem gewissenhaften seiner Seel und Seligkeit auch bevorstehenden Zeitlichen und ewigen Strafe eingedenken Salzknecht von Amt und Rechtswegen zu thun obliegt.
So wahr mir Gott helfe und sein heiliges Wort abgeleistet".(94)

Anfang des 19. Jahrhunderts gab es 25 Salzsieder, 33 Brunnen- und Gradierarbeiter.(95) Dr.jur. Carl Seyfried, Hauptverwalter und Freund des Theodor v.Papen-Lohe, führte genau Buch über den Ablauf des Siedejahres 1819 in Hütte Nr. 8 des alten Salzplatzes.(96) Aus seinem Protokoll läßt sich ein gutes Bild nachzeichnen, mit welchen Aufgaben und Schwierigkeiten die Salzsieder zu rechnen hatten:
Zuvor muß der Bergriff "Werk" erklärt werden. Ein "Werk" ist vollbracht, wenn aus der einmal gefüllten Pfanne sämtliches Salz ausgezogen worden war.

  1. Werk: Die Siedung im Jahre 1819 begann am Freitag, dem 26. März bei ungünstiger Witterung. In der Siedehütte standen zwei Pfannen unterschiedlicher Größe und Feuerung. Es wurde mit beiden Pfannen zugleich gesotten. "Die kleine Pfanne wollte jedoch, wie die Knechte zu sagen pflegen, gar keine Art haben. Besonders wollte das eine /westliche/ Feuer nicht recht brennen".
    Probleme gab es auch mit der großen Pfanne, nach 15 - 18 stündiger Siedezeit sprang ein Teil des Pfannenrandes ab, gerade dort wo sich die Auslaßöffnung befand. Es kam zu keiner nennenswerten Störung, jedoch wollte die Pfanne "gar nicht fellen". In der kleinen Pfanne konnte indes schon am Nachmittag des 3. Aprils das erste Salz ausgezogen werden, nach 8 Tagen Feuerung. Dem "Ausziehen" des ersten Salzes folgten weitere "Auszüge" bis die Pfanne kein Salz mehr hergab.
    Aus der kleinen Pfanne wurden 154 Körbe zu je 30 kg Salz gewonnen.
    Mit dem Ausziehen des Salzes in der großen Pfanne konnte erst am Morgen des 4. April begonnen werden. Das Salz war grob, die Kristalle hohl und weich, das Salz aus der kleinen Pfanne war fester. Ausgezogen wurden hier 254 Körbe à 26 kg Salz. Das letzte Salz aus der großen Pfanne war sehr hart, körnig und schmutzig, Seyfried merkte an daß das ein "Folge der nicht gehörig rein gemachten Pfanne" sei.
    Das 1. Werk brachte 408 Körbe Salz.
  2. Werk: Diesmal wurde nur auf der großen Pfanne gesotten. Die Siedung dauerte für beide Pfannen, obwohl die Sole besser war als bei der ersten Siedung und alles noch warm war, 48 Stunden.
    Der erste Auszug erfolgte am 18. April, der letzte am 22. April, am gleichen Tag sind die beiden Schornsteine gereinigt worden.
    Betrag des 2. Werkes 423 Körbe.
  3. Werk: Begonnen am 22.April früh um 9 Uhr. Am 2. Mai konnte das erste Salz ausgezogen werden. Betrag des 3. Werkes 452 Körbe.
  4. Werk: Begonnen am 14.Mai. Das Salz war sehr hartkörnig, weiß und schwer, obwohl auch diesmal die Muttersole "Brandwasser" beibehalten worden war und das Ausziehen zwei Tage früher als sonst geschah. Das Salz des letzten Auszuges am 18. Mai war "gutes, schönes, grobes, vorzügliches Salz". Betrag des 4. Werkes 419 Körbe.
  5. Werk: "Am 17ten May abends nach 6 Uhr wurde das 5 Werk angefangen, und zwar wurde das vom 4ten Werke übrig gebliebene Wasser in der großen Pfanne gelassen. Die kleine Pfanne ward am 18ten Morgens rein gemacht, und das Wasser in den Brunnenkasten gelassen. Am 25ten May ward das erste Salz aus beiden Pfannen ausgezogen".
    Das Salz war weich und fein. Betrag des 5. Werkes 388 Körbe.
    Beide Pfannen wurden gereinigt und wegen "kürze der Zeit" zugleich gesotten.
  6. Werk: Begonnen am 7. Juni.
    Am 7. Juni wurde das erste Salz ausgezogen. Betrag des 6. Werkes 390 Körbe.
  7. Werk: "Beide Schornsteine wurden rein gemacht, auf der kleinen Pfanne ward am 10ten abends die Siedung angefangen, die große wurde am 11ten mit Zuziehung des Schmids Düsener ganz gereinigt und gesprengt, sodann die Siedung d. 11ten Nachmittags begonnen. Vom Meister Bremecke war vorher das Mauerwerk besichtigt, und einige Stellen desselben waren mit Lehmen wieder ausgeschmiert worden, auch wurde ein Riss im Gemäuer nahe am Schornstein der kleinen Pfanne (welche in der großen Hütte steht) von demselben besichtigt, für gefahrloses und unschädlich erklärt und wieder ausgebessert". Gesamtbetrag des 7. Werkes 357 Körbe.
  8. Werk: Begonnen am 23. Juni morgens 11 Uhr, beendet am 5. Juli. Dieses Werk ergab schweres ungleiches Salz mit gelb-schmutzigen Flecken, die gelben Flecken deuten auf etwas Schwefelgehalt in der Sole hin. Anschließend sind Pfannen und Schornsteine gereinigt worden. Betrag des 8. Werkes 387 Körbe.
  9. Werk: Vom 13.-17. Juli ist das Salz ausgezogen worden, es war sehr weiß und grobkörnig. Betrag des 9 Werkes 394 Körbe.
  10. und 11. Werk: Sofort nach dem 9. Werk ließ man Sole in die Pfannen. Das erste Salz zogen die Sieder am 26. Juli aus, das letzte zwei Tage später. Betrag des 10. Werkes 363 Körbe.
    "Die Pfannen behielten noch viel Wasser, sie wurden beide rein gemacht und blieben kalt stehen bis zum anderen morgen nehmlich den 29. Juli wo die Mauerleute die Züge und sonstiges Mauerwerk visitierten und ausbesserten. Auch wurden die beiden Schornsteine gereinigt. Um 8 Uhr begann die Siedung auf beiden Pfannen und zwar zum ersten Mal aus dem neuen Gradierbau. Während der Siedung zeigte sich in beiden Pfannen eine große Menge rötlichen durch schmutzigen Schaum. Das Wasser roch beim Sieden unangenehm, und alles zeigte, daß das versottene Wasser im höchsten Grade schmutzig und unrein seye.
    Deshalb ward für rathsam gehalten, die Pfannen ganz dicht werden zu lassen und nur einmal das Salz auszuziehen, dies geschah dann auch am 9ten Aug. Morgens. Das Salz war sehr grob, hart und schwer, aber besonders gegen Ende etwas röthlich". Dieses Phänomen lag an den neu eingelegten Schwarzdornbünden, die erstmals mit Sole in Berührung kamen. Die Sole wusch quasi den letzten Schmutz der Dornen ab, der sich in den Pfannen wiederfand. Betrag des 11. Werkes 361 Körbe (12,3 Tonnen Salz).
  11. Werk: Begonnen morgens des 20. August. Das Salz war weiß, rein, sehr körnig und schwer und das Werk brachte 337 Körbe.
  12. Werk: Begonnen am 30. August, beendet am 2. September; Betrag 360,5 Körbe.
  13. Werk: "Beide Pfannen waren rein gemacht und am 2ten [September] abends, auf beiden die Siedung angefangen.
    Die große Pfanne wurde zuletzt nicht mit ganz vollgelassenen, da am Ende immer viel Wasser übrig bleibt". Betrag 406 Körbe.
  14. Werk: "Am 15.9. morgens wurden die beiden Schornsteine gefegt und auf beiden Pfannen die Siedung begonnen. Während der Soggezeit wollten beide Pfannen nicht gut fellen, sie bekamen sog. Schaumflecken und das Salz blieb weich und leicht, deshalb ließ ich, weil doch wegen des Michaelisfestes die Zeit etwas kurz wurde, nur einmal ausziehen, d. 27. u. 28ten, Ertrag des 15. Werks 342 Körbe".
  15. Werk: Nachdem das Mauerwerk ausgebessert und die Pfannen gereinigt waren, begann am 9. Oktober der erste Auszug des Salzes. Ertrag des 16. Werkes 404 Körbe.
  16. Werk: Die Pfannen wurden gereinigt und der Schornstein gefegt, bevor die neue Siedung noch am 9. Oktober begann. Der Auszug des Salzes fand in der Zeit vom 23.-28. Oktober.
    "Heute ward auch an der großen Pfanne ein neues Auslaßrohr gelegt, da das alte gebrochen war. Am 23.10. das 1te Salz ausgezogen, es war sehr leicht und zerbrechlich wie Glas, d. 28ten das letzte Salz ausgezogen, es war fester aber grauer als das erste. Ertrag des 17 Werkes 390 Körbe".
  17. Werk: Der Salzauszug war vom 8. bis 11. November. "Die Pfannen wollten nicht granieren. Das Salz besonders in der großen Pfanne war sehr leicht und gar nicht hart, der zweite Tag mit vielen Fremden schmutzigen Teilen vermischt, eine Folge, wie es scheint, daß beym Sieden gar kein Wind genug und das Wasser daher nicht auskochte, das Salz in der kleinen Pfanne war besser". Ertrag des 18 Werks 338 Körbe.
  18. Werk: Vom 22.-25. November zogen die Sieder 378 Körbe Salz aus.
  19. Werk: Der Salzauszug begann am 5. Dezember, Ertrag 245 Körbe.
  20. Werk: Vom 17.-22. Dezember zogen die Sieder 387 Körbe Salz aus.
  21. und letzte Werk des Jahres 1819 in der v.Papen-Lohe'schen Siedehütte Nr.8, die sich am Großen Teich befand: "d. 27.12. wurde mit der großen Pfanne gesotten und nachdem das Wasser gar war, die kleine Pfanne welche etwa 7 Zoll [=18,2 cm] gefallen war wieder voll gelassen und dann auch die große Pfanne wieder voll gesotten, d. 8.1. das 1te Salz aus der kleinen Pfanne ausgezogen = 162 Körbe. Das Salz war schön und grobkörnig, nur waren die letzten Körbe mit Pfannenstein vermischt, d. 10ten Januar das erste Salz ausgezogen aus der großen Pfanne = 176 Körbe, d. 15. aus beiden Pfannen das letzte Salz, Ertrag des letzten Werks 449 1/2 Körbe".

Das zuletzt ausgezogene Salz eines Werkes war für den Verzehr kaum geeignet, es fand u.a. Abnahme bei chemischen Fabriken.
Das schlechte Salz hieß in Werl Rotsalz, Schwarzsalz oder Viehsalz. In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts kostete "die Tonne roth Salz 11 Reichstaler 18 gute Groschen", die Tonne weißes Salz ohne "Emballage" (=Verpackung) 14 Reichstaler 17 Silbergroschen.(97)
Nach dem Auszug des letzten Salzes aus der Pfanne, wurde der Pfannenstein sichtbar, der am Pfannenboden als Kruste zu finden war. Diese Kruste bestand aus Kalk, Gips und Fe-Verbindungen. Durch "sprengen" der Pfanne lösten die Sieder den Pfannenstein, dazu machten sie unter der Pfanne ein Strohfeuer und schlugen den Pfannenstein, der als Lecksalz noch Verwendung fand, ab.(98)
Insgesamt produzierte nur die Hütte Nr.8 8379 Körbe Salz, das sind ca. 285 Tonnen reines Kochsalz (Na+Cl-)!
Bei der Siedung fügte man der Sole Alaun hinzu. Durch diese Doppelsulfate nahm das Salz eine bleichweiße Farbe an und bekam eine glattere Oberfläche.(99) Der Fuhrmann Franz Ruhrmann holte beispielsweise im Jahre 1842 das Alaun von der Firma Ernst Wiskott, Dortmund. 100 Pfund Alaun kosteten 6 Taler 26 Silbergroschen und 6 Pfennig. Diese Menge reichte für acht Werke.(100)
1820 begannen die Siedungen bei schlechter Witterung am 13. März. Die 21 Werke brachten diesmal 7554 Körbe Salz, (1821: Anfang 12. März, Ertrag 23 Werke = 9519 Körbe).
Die weiteren schriftlichen Unterlagen des Carl Seyfried lassen die Vermutung aufkommen, daß die Zeiten, wann ein Werk begonnen bzw. beendet werden sollte, vorgeschrieben war, ebenso der Anfangspunkt des 1. Werkes.

Die Sieder mußten Tag und Nacht bei der Pfanne bleiben, das Feuer durfte nicht ohne Aufsicht sein. Gerade bei sommerliche Hitze an der heißen Pfanne zu arbeiten, war sicherlich kein Vergnügen. Kalte Getränke, außer Wasser, gab es kaum, man kann sich gut vorstellen warum manche Sieder wegen fortgesetzter Trunkenheit vor das Salzplatzgericht zitiert wurden. Der Genuß von Tabak auf dem Salzplatz stand ebenfalls unter Strafe.
Sieder Theodor Billeke war bei einer Siedung unaufmerksam, trotzdem wurde das unreine Salz an Schulte-Günne verkauft, der sich beschwerte. Billeke mußte 2 Taler Ordnungsstrafe zahlen.(101) Sobald das erste Salz ausgezogen wurde, mußte umgehend ein Salzwieger benachrichtigt werden, ein Vergehen dieser Anordnung wurde unter Strafe gestellt.(102) Um eine ständige Verfügbarkeit der Sieder zu gewährleisten, ist von den Erbsälzern genehmigt worden in der "Küche" einer Siedehütte ein Bett aufstellen zu lassen, das aber nicht von den Erbsälzern gestellt wurde, es war Eigentum des Sieders.(103)
Der Salzplatz ist in den vergangenen Jahrhunderten vielfach abgebrannt. Jedes Jahr, zumindest nachweislich ab 1771, ist am Vorabend des Michaelisfestes die Feuer-Verordnung auf dem Salzplatz verlesen worden. Nach Beendigung einer Siedung waren die Sieder verpflichtet besonders den oberen Teil der Siedehütte zu kontrollieren. Bei der Kontrolle mußte jeweils ein Sieder einer anderen Hütte hinzugezogen werden.(104) Trotz dieser Verordnung entstanden 1845 innerhalb von 8 Tagen "zwei Feuersbrünste". Aus dieser Erfahrung lernend fügten die Erbsälzer einen neuen Paragraphen in die Feuerlöschordnung ein, der besagte, daß der erste Sieder, der einen Brand dem Rendanten oder dem Sälzerobersten melden würde, 1 Taler Belohnung erhalt würde, der zweite Sieder sollte 15 Silbergroschen bekommen.(105)
1821/22 beschloß das Kollegium, daß am Tage vor dem Michaelisfest (28.9.) um 14 Uhr bis zum Fest am 29.9. um 14 Uhr "weder Pfannen-Wärmen, noch sonst irgendeine Arbeit auf der Saline vorgenommen werden." Der Salzplatz hatte sauber und aufgeräumt auszusehen, die Siedehäuser mußten geputzt und vom Ruß befreit werden. An keinem Sonntag oder Feiertag durfte während des Vormittag-Gottesdienstes von 10-12 Uhr gesiedet werden, war das Werk noch nicht vollendet, mußten die Ofenklappen geschlossen und ab 12 Uhr durfte wieder gefeuert werden.(106) Am Dienstag den 22. November 1825 geschah in einer Siedehütte ein tödlicher Unfall: Theodor Ebbers starb morgens 6 Uhr unter ärztlicher Hilfe "an einem erlittenen Brandschaden".(107) Er war Sälzerknecht und Elisabeth Krampes Ehemann.
Der 40jährige ist am 24. November 1825 begraben worden. Erst aus einer Akte des Werler Schützenarchivs erfahren wir, welchen tragischen Tod Ebbers ereilte. In der Liste "Verstorbener Schützenbrüder im Jahr 1825" steht "Theodor Ebbers, so in einer saltzpfanne ferunglückt".(108) Hat er am Schwadenfang gearbeitet und ist in die siedend heiße Sole gefallen, wir wissen es nicht; der Schützenverein verlor mit ihm einen guten "Schützentambour".(109) Gegen Betriebsspionage ließ der Erbsälzeroberst Leopold v.Lilien folgende Anordnung verkünden: "Wenn künftig Fremde auf hiesige Saline sich ohne Begleitung eines der Herren Erbsälzer einfinden sollten, welche ins einzelne gehende Erkundigungen einziehen, oder genaue Besichtigungen in den Siedehäusern vornehmen wollen, und keine Erlaubnisscheine von dem zeitlichen Herrn Sälzerobersten vorzeigen: So wird sämtlichen Siedern hiedurch aufgegeben, solche Fremde keine detaillirten Besichtigungen und Vermessungen zu gestatten, sondern selbe ab- und an den zeitlichen Sälzerobersten zu verweisen. Werl, d. 12 Mays 1818. v.Lilien, Sälzeroberst".(110)
In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts war eine Uniformierung der Sieder geplant, die wohl im Planungsstadium geblieben ist. Es ist wahrscheinlich, daß die Einführung der Uniform finanziell gescheitert ist. Die Kosten sollten den Siedern für 10 Jahre, vom Lohn abgehalten werden. Die Knöpfe sollten alle das Erbsälzer-Kollegial-Wappen tragen und im Besitz des Kollegiums bleiben. Wäre die Uniform eingeführt worden, hätten sich bestimmt solche Knöpfe erhalten, etwa 20 waren für eine Uniform vorgesehen. Die 1826 gegründete Salinen-Knappschaft machte den Vorschlag ihre Mitglieder zu uniformieren, da sie jedoch davon ausgingen, daß der Arbeitgeber wenigsten einen Teil der Kosten tragen würde, ist das Projekt gescheitert.
Von der früher oft tradierten Version, die Bergleute hätten sich mit Begeisterung eine Uniform zugelegt, kann -wie auch diese Quelle belegt- tatsächlich nicht die Rede sein.(111)

Das Salzplatzgericht

Der Kurfürst Erzbischof Friedrich III. von Köln erklärte in einer Urkunde vom 16.Januar 1382, daß der Salzplatz einem besonderen Richter aus der Sälzerschaft unterstellt werden solle.(112) Die Gerichtsbarkeit wurde im Namen des Landesherrn durch den Platzrichter und einen Salzplatzgerichtsaktuar ausgeübt. Als Assessoren dienten der Sälzer-Oberst und die "Viere", welche zum Vorstand des Erbsälzer-Kollegiums jährlich gewählt wurden.
Der Platzrichter ist generell aus den Reihen der Erbsälzern gewählt worden und bedurfte lediglich einer Bestätigung vom landesherrlichen Drosten der Stadt und des Amtes Werl. Der Platzgerichts-Aktuar wurde ebenfalls von den Erbsälzern gewählt und vom Platzrichter verpflichtet. Es scheint, daß das Vertrauen der Drosten in den Platzrichter sehr hoch war, es hat sich keine Bestallungsurkunde, auch in späteren Zeiten, erhalten. Bedenkt man die Wichtigkeit solcher Urkunden, so wären sicherlich noch einige im Erbsälzerarchiv vorhanden.
Die Ämter des Platzrichters und des Aktuars waren lebenslänglich.
Nach den Statuten der Erbsälzer sollten jährlich auf Michaelis [= 29.September] "Sechse" aus ihnen erwählt werden, welche wieder "Einen" sich zum Sälzerobersten wählen sollten. Diese waren dann die ausführenden Organe des Kollegiums, deren Anordnungen die anderen Erbsälzer befolgen mußten.
Wegen Verminderung der Familien wurden vor 1803 nicht mehr als "Viere" und der Sälzeroberst gewählt.
Diese fünf Personen waren zugleich Assessoren des Platzgerichts.
In Abwesenheit des Platzrichters übte der Sälzeroberst dessen Befugnisse aus.
Der Platzrichter war ein "wirklicher landesherrlicher Beamter, und verwaltet die Jurisdiction aus landesherrlicher Autorität in erster Instanz".(113)
Der Salzplatzgerichtsbarkeit waren unterworfen:
a) Alle Schuldforderungssachen und andere Personalansprüche, die mit Betrieb des Salzwerks gegen die Erbsälzer, Unterbediente und Salzwerksarbeitern entstanden. Hatte ein Nicht-Salzwerksangehöriger einen Schuld- oder Personalstreit mit den Erbsälzern, so war auch das Platzgericht die erste Instanz.
Die Saline Neuwerk mit allen Arbeitern gehörte ebenfalls zur Salzplatzgerichtsjurisdiktion.
Auf dem Salzplatz gab es eigene Nachtwächter, die besonders darauf bedacht waren Diebstähle zu vermeiden, denn die Nachtwächter wurden für die begangenen Diebstähle, die während ihrer Wache geschahen, selber zur Verantwortung gezogen.(114) Erst im Jahre 1869 schreckten zwei auf dem neuen Salzplatz installierte Gaslaternen die Diebe ab.(115) Diese Nachtwachen begannen nach dem "kaltlegen" der Pfannen, in der Regel von November bis Februar/März eines jeden Jahres, da aus Witterungsgründen keine Salzproduktion stattfand.(116) Während der anderen Zeit waren die Sieder Tag und Nacht auf dem Salzplatz vertreten, so daß eine spezielle Wache nicht nötig war.

  1. b) Die Salinen-Bezirke sowohl innerhalb der ehem. Ringmauern als außerhalb derselben und Neuwerk, sowie die darauf stehenden Gebäude und Anlagen gehörten zum Gerichtsbezirk. Das Platzgericht führte bis 1832 eigene Hypotheken- und Kontraktenbücher, und erteilte gerichtliche Bestätigungen über Kauf und Verkauf von Plätzen und Gebäuden innerhalb des Salzplatzes.
  2. c) Peinliche Verfahren mußte das Gericht an das landesherrliche Amtsgericht übergeben. Am 4. Mai 1663 verlieh Kurfürst Maximilian Heinrich den Erbsälzern das Recht, die Sälzerknechte
    zu vereidigen und Verstöße zu ahnden. Als "Strafturm" diente der untere Teil des am Rande des Salzplatzes stehenden Turms, der zur Stadtmauer gehörte.(117) Der obere Teil des Turmes mußte wohl für die Stadtverteidigung freigehalten werden. Ferner sprach der Kurfürst den Erbsälzern das Recht zu, die Häftlinge mit Wasser und Brot "abzuspeisen", ebenfalls durften die Täter mit Fesseln und Halsbändern belegt werden.
    Die Einvernahme des unteren Stadtturmteils verletzte nach Meinung der Bürgerschaft die städtischen Rechte. Bis es zu einem Konsens kam, durften die Sälzer den Turm nicht für ihre Zwecke herrichten. Schließlich einigte man sich am Samstag, den 25. August 1663 darauf, daß vor einer Arretierung der Stadtrat förmlich um Stellung des Turmes und eines Stadtknechts gebeten werden sollte.(118)
    Obwohl es keine Urkunden gab, beharrten die Erbsälzer auf dem Recht, daß nur sie auf dem Salzplatz Verhaftungen durchführen durften.
    Die Saline Höppe gehörte nicht zum Gerichtsbezirk, jedoch war das Salzplatzgericht für die Höppe ein Anlaufpunkt für die erste Instanz.
    Eine Appellationsinstanz (Gericht zweiter Instanz) fand man in Arnsberg, es gab auch Fälle die in zweiter Instanz das Werler Offizialatsgericht verhandelte.(119)

Der Salzplatz war durch einen Zaun von der Stadt abgetrennt, wie sonst konnten Streitigkeiten vermieden werden, welches Gericht denn zuständig sei. Übertrat jemand die Grenze des Salzplatzes befand er sich definitiv im Bezirk des Platzgerichtes.(120)
Die Brüchtengelder sollten zu 2/3 an die Oberkellnerei Arnsberg abgegeben werden, der Rest sollte den Erbsälzern verbleiben. Bei Strafen unter 2 Taler führten die Erbsälzer nichts nach Arnsberg ab, entgegen dem Wortlaut des Privilegs von 1665.(121)
Mit der Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit und der Polizeigewalt endete nach 467jährigem Bestehen im Jahre 1849 die Salzplatzgerichtsbarkeit. Laut Mehler und v.Klocke(122) war Josef v.Mellin, der letzte seines Namens, auch der letzte Platzrichter und die Aufhebung des Gerichts soll 1848 geschehen sein, dies stimmt nicht ganz. Tatsächlich war v.Mellin der letzte Platzrichter aus den Reihen der Erbsälzer. Die neue preußische Gerichtsordnung von 1825 gestattet nur noch geprüften Juristen ein Richteramt zu bekleiden, dennoch blieb Josef v.Mellin bis zu seinem Tod 1837 im Amt. Nach dem Tode v.Mellins war die Platzrichterstelle kurze Zeit vakant, bis der langjährige Salzplatzgerichtsverwalter und ehem. königl. Justizamtsassessor Wilhelm Brenken mit den Aufgaben eines Salzplatzrichters betraut wurde. In ihm erblicken wir den letzten Richter. Sein Gehalt lag bei 80 Talern plus den einzunehmenden Gerichtsgebühren (Sporteln). Der Bestallungsurkunde Brenkens kann man entnehmen, daß sich die Erbsälzer das Recht vorbehielten Brenken aus dem Amt zu entlassen, falls ein Erbsälzer die Befähigung zum Richeramt erwerben würde und das Platzgericht leiten wolle.
Dies trat jedoch nicht ein und Brenken führte das altehrwürdige Gericht zur Auflösung. Im September 1846 kam es zu ersten Kompetenzschwierigkeiten zwischen dem Werler Stadt- und Landgericht und dem Salzplatzgericht.(123) Durch Kabinetts Ordres vom 19.Dezember 1846 bzw. 1. April 1847 beschloß der preuß. König eine Reform der Patrimonialgerichtsbarkeit. In Werl blieb nur die Möglichkeit mit dem königl. Land- und Stadtgericht zu fusionieren. Am 3. Oktober 1847 teilte Brenken dem Erbsälzer-Kollegium mit, daß einer Vereinigung nichts mehr engegenstünde. Die Bedingungen dieser "Gerichtshochzeit" wollten allerdings die Erbsälzer stellen, sie gestatteten keine Schmälerung ihrer alten Rechte. Im Namen des Sälzerobersten August v.Lilien schrieb das Kollegium am 19. November 1847 dem Oberlandesgericht zu Arnsberg, im kategorischen Imperativ, die folgenden Bedingungen:

  1. a) Die Bezeichnung "Vereinigtes königliches Land- und Stadtgericht und Salzplatzgericht zu Werl", sollte geführt werden.
  2. b) Bisher ging vom Salzplatzrichter die oberste Direktive aus, nur der Landesherr stand über ihm, da jetzt aber der Direktor Disziplinarvorgesetzter des Platzrichters wurde, sah man es als gerechtfertigt an, bei der Ernennung des Direktors mitzuwirken.
  3. c) Die schon im Jahre 1832 "ohne Fug und Recht" entzogenen Hypotheken- und Kontraktenbücher sollten wieder zurückgegeben werden.(124)
  4. d) Dem Platzrichter sollte das Recht eingeräumt werden, im Kollegialzimmer oder in Gebäuden auf der Saline Werl oder Neuwerk die Verhandlungen zu führen.
  5. e) Alleinige Ausübung der Polizeigewalt.

Unweigerlich fragt man sich, ob die Erbsälzer den Sinn der Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit überhaupt verstehen wollten? Was hätte sich denn geändert, wenn die obigen Forderungen durchgesetzt worden wären?
Sie hatten wenigstens einen Versuch unternommen, daß die jahrhundertealte Tradition nicht ganz aufgehoben werden sollte.

Das Oberlandesgericht legte die Forderungen dem Justizminister vor und erwiderte in dessen Auftrag:

zu a) Den Namen kann das Gericht nur in den Fällen führen, wo Namens desselben in den Angelegenheiten, die im Salzplatzgerichtsbezirk geschehen, verhandelt wird.

zu b) Weil das Platzgericht zu wenig Bedeutung im Gegensatz zum Land- und Stadtgericht hat, kann eine Mitsprache bei der Besetzung der Direktorenstelle nicht gegeben werden.

zu c) Die Bücher bleiben entzogen.

zu d) Kann nicht gestattet werden.

zu e) Dem Oberlandesgericht war nie die Ausübung der Polizeigewalt durch den Platzrichter bekannt und konnte auch jetzt nicht gebilligt werden.(125)

Alle Bedingungen sind zurückgewiesen worden, die Erbsälzer verloren somit mit Wirkung zum 1. April 1849 ihre Salzplatzgerichtsbarkeit. Der ehemalige Platzrichter Brenken wurde vom Kollegium nicht förmlich entlassen, da die Stelle per Gesetz aufgehoben wurde. Dennoch zahlten sie Brenkens Jahresgehalt für 1849 voll aus.(126)
Nach fast 500 Jahren konnte die Aufschwörung der Sälzer im Jahre 1849 erstmals nicht mehr vor dem Platzrichter erfolgen. An dessen Stelle traten Deputierte des königl. Kreisgerichts, wiederum unter Vorsitz des Gerichtsrats Brenken und seinen Assessoren.(127)
Der frühere Salzplatzgerichtsaktuar Wrede erhielt noch im Jahre 1850 sein Jahresgehalt vom Kollegium ausbezahlt, obwohl das königl. Oberlandesgericht die Pension ab dem 1.April 1849 übernommen hatte!

Erbsälzer und Salzplatz bis zur Gegenwart

Nach dem Austritt der Erbsälzer aus der Bürgerschaft im Jahre 1726 bildeten sie ein "corpus separatum", ein "collegium nobilium" in Werl außerhalb der Bürgerschaft und unterstanden auch nicht mehr dem Werler Bürgerrecht. Diese Verhältnisse lösten sich mit dem Übergang Kurkölns an Hessen-Darmstadt 1802 auf. Es gelang den Erbsälzern bis dahin nicht in die Ritterschaft des Herzogtums Westfalen zu gelangen, ebenfalls blieb ihnen die Stiftsfähigkeit versagt. Sie waren nun wieder den "normalen" Bürgern gleichgestellt.(128) Erwähnenswert ist das Engagement des Kollegials im sozialen Bereich. Im 19. Jahrundert waren pro Jahr stets 60 Taler für "die Armen" eingeplant, auch ein Hilfeersuchen der Sieder oder anderer Werler Bürger, wurde nach Möglichkeit positiv beschieden. Selbst bitten um finanzielle Unterstützung anderer Städte (z.B. nach einem Brand), waren erfolgreich.
Die männlichen Erbsälzer stellten 1803 innerhalb der Stadt eine kleine Minderheit dar, es lebten lediglich 21 Erwachsene, 4 über vierzehnjährige und 5 Kinder unter vierzehn Jahren.(129)
Was kurz nach 1726 undenkbar erschien, erfolgte 1820, die Hälfte der erwachsenen Erbsälzer beantragten die Mitgliedschaft im neugegründeten "Werler Bürger-Schützen-Verein". Christoph Freiherr v.Lilien führte 1820 den Bürger-Schützen-Verein als Schützenhauptmann an.(130)
Seit 1919 ist der Bergriff "Erbsälzer" nur noch eine historische Bezeichnung. Das bestehende Erbsälzer-Kollegium unter der Leitung des "Sälzerobersten" Hubertus v.Papen-Koeningen, hat es verstanden, noch heute (1994) mittelalterliche Traditionen aufrechtzuerhalten.

Früher bekam jeder Erbsälzer sein zu versiedenes Solequantum in "Wässer" oder "Güsse" zugeteilt, da kein Salz mehr produziert wird, aber der Besitz von Immobilien noch heute besteht, entschloß sich das Kollegium schon 1913 den gesamten Besitz (=1000 Anteile "Kuxen") auf die Erbsälzer zu verteilen.(131) Die Miet- bzw. Pachteinnahmen sowie sonstige Einnahmen oder Überschüsse werden gemäß der gehaltenen Anteile verteilt. Statt des früheren Siedeanteils hat jeder Erbsälzer einen Anteil am Gesamtbesitz. Dieses konvertierte "Solequantum" ist auch nur in der männlichen Linie und an Erbsälzer vererbbar. Die noch bestehenden Linien der Geschlechter v.Lilien und v.Papen können indes untereinander Anteile veräußern.
Die Aufgabe der Salzgewinnung 1919 stellte die Rechtsnatur des Kollegiums in Frage, nach einigen Irritationen ist das Erbsälzer-Collegium zu Werl und Neuwerk heute eine "Korporation ursprünglich nach gemeinem später nach preußischem Recht. Nach preußischem Recht war es keine Gewerkschaft. Die Rechtsnatur der Korporation als juristische Person wurde durch das Allgemeine Preußische Berggesetz von 1865 nicht verändert, ebenfalls nicht durch Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches. Das Erbsälzer-Collegium gilt fortan als wirtschaftlicher Verein, dessen Rechtsfähigkeit auf staatlicher Verleihung beruht (Paragraph 22 BGB). Die Aufgabe der Salzgewinnung hat die Rechtsnatur nicht verändert".(132)
Streng genommen bildet das heutige Kollegium eine moderne Grundstücks- und Immobilienverwaltung, beruhend auf mittelalterlichen Fundamenten, wahrscheinlich einer der wenigen wirtschaftlichen Vereine in Deutschland wo altes Recht bis heute -zwar etwas modifiziert - noch existiert.
Einmal im Jahr, am Michaelistag (29. September) kommen alle Erbsälzer der Geschlechter v.Lilien und v.Papen zusammen um nach einem Hochamt in der Pfarrkirche St. Walburga und einem gemeinsamen Essen die Tradition zu pflegen.

Vom alten und neuen Salzplatz ist heute nichts mehr zu sehen. Der alte Platz ist vollständig bebaut, jedoch ist der von der Stadt Werl angepachtete ehemalige neue Salzplatz (Kurpark) zur "grünen Lunge" Werls umgestaltet worden. Um die Jahrhunderwende drangen die bergbaulichen Tätigkeiten der Hammer Zechen bis in unser Gebiet vor und verletzten einige Soleadern. Bereits 1889 suchten die Erbsälzer einen neuen Erwerbszweig und nahmen ein Solbad in Betrieb, das aber nach dem Bombenangriff vom 19. April 1944 nicht wieder in Betrieb genommen wurde.

Der damalige Sälzeroberst Fritz v.Papen-Koeningen gilt als Begründer des Solbades und des Kurparkes. 1919 ist die Salzproduktion endgültig eingestellt worden, die durchtränkten Gradierwerkhölzer trockneten langsam aus und wurden morsch, das Wetter und endlich der Zweite Weltkrieg machten die Gradierwerke abbruchreif.(133)


Resümee

Der Auflösung der kurkölnischen Herrschaft, sowie dem Übergang Werls zu Hessen-Darmstadt bzw. Preußen, war es zu verdanken, daß der alte Salzplatz - der Jahrhunderte in seinen Ausmaßen innerhalb der Stadtmauern begrenzt war - nach Norden expandieren konnte. Die Stadtmauern wurden allmählich niedergelegt. Durch die Säkularisation und die Bauernbefreiung konnten Ländereien rund um Werl neuen Besitzern zugeführt werden, so daß es den Erbsälzern möglich war, das Land außerhalb der Mauern zu erwerben, falls sie nicht schon selber Eigentümer waren.
Die im 19. Jahrhundert greifenden technischen Neuerungen fanden ihren Einsatz nur auf dem neuen Salzplatz, der alte Platz ist nach und nach abgebaut worden.
So gut die Industrialisierung für den Wirtschaftsbetrieb der Erbsälzer zweifellos war, muß man bedenken, daß gerade diese Epoche auch zur Beendigung jeder Salzgewinnung führte. Der technische Fortschritt hat - wie heute - positive und negative Folgen. Die Innovationen machten sich erwartungsgemäß andere Wirtschaftszweige ebenfalls zunutze. Besonders der Hammer Kohlenbergbau drang bis in unser Gebiet vor und griff ungewollt in die unterirdischen Solevorkommen ein, daß die Sole bzw. der Salzgehalt in den Werler Quellen drastisch nachließ.
In zahlreichen deutschen Salinen endete die Salzgewinnung zwischen 1850 und 1950.(134)
Das 1889 gegründete und gut besuchte Solbad ging im Bombenhagel 1944 unter, mit ihm ein großer Teil der noch stehenden Gradierwerke, sowie die Siedehütte am Mühlenweg.


Anmerkungen:

  1. Der Verfasser dieses Beitrages wird sich in einiger Zeit dieses Vorhabens annehmen, es ist noch vieles zu sichten.

    2. MEHLER, FRANZ JOSEF: Geschichte der Stadt Werl, 1891, ND 1988, S. 347.
  2. HENNING, FRIEDRICH-WILHELM: Die Industrialisierung in Deutschland 1800 bis 1914, UTB 145, Paderborn u.a. 81993, S. 120f.
  3. Oberst ist in diesem Falle kein militärischer Rang, sondern die Bezeichnung des obersten, ersten Erbsälzers.
  4. FRIEDRICH V.KLOCKE widmete sich nicht der Technikgeschichte. Dies war nicht sein Anliegen. Die für sein Buch "Das Patriziatsproblem und die Werler Erbsälzer, Münster 1965" durchgesehenen Erbsälzerarchive waren vor 1944 kaum geordnet und kriegsbedingt für v.Klocke schwer benutzbar.

    6. LANGSDORF, KARL CHRISTIAN: Vollständige auf Theorie und Erfahrung gegründete Anleitung zur Salzwerkskunde, Altenburg 1784, S.22f.
  5. Ein kurzer Lebensabriß in: ROTHERT, HERMANN: Westfälische Geschichte, Band 3, ND Osnabrück 1986, S. 188f.
  6. GRUNER, JUSTUS: Meine Wallfahrt zur Ruhe und Hoffnung oder Schilderung des sittlichen und bürgerlichen Zustandes Westphalens am Ende des achtzehnten Jahrhunderts, Zweiter Theil, Frankfurt am Main 1803, S. 392.
  7. Leopold ist nie in den Rang eines Freiherren erhoben worden.
  8. GRUNER, wie Anm. 8, S. 394.
  9. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Se V J 45.
  10. Er war Rat bei der Arnsberger "Fürstlich Hessen-Darmstädtische für das Herzogtum Westphalen bestellte Organisationskommission". Mit dem Arbeitsbeginn der durch das Organisationsedikt neugeschaffenen Provinzialbehörden am 1. Januar 1804 stellte die Organisationskommission ihre Tätigkeit ein. Vergl. KOHL, WILHELM/RICHTERING, HELMUT: Das Staatsarchiv Münster und seine Bestände. Behörden der Übergangszeit 1802-1816, Münster 1964.
  11. StaatsA Münster, Akten Oberbergamt Dortmund, Nr. 1676.
  12. Ebd., fol. 17v.
  13. Bei den Wassereinschreibungen im 19. Jahrhundert sind die Hütten nach "Westen" und "Engern" getrennt aufgeführt worden. Nach Vergleich mit einem Lageplan der Gebäude, kann nur der Bach als Grenze gedient. Näheres dazu bei V.KLOCKE, wie Anm. 5, S. 72ff.
  14. StaatsA Münster, wie Anm. 13 , fol. 2.
  15. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc XVII 19.
  16. 1 Zoll = 0,026 m; 1 Fuß = 0,314m
    Umrechnungsformel: a Zoll b Fuß = a x b/12 x 0,314 Meter = c Meter
    1 Pfund = 0,4677 kg
    1 Zentner = 51,5 kg
    Diese Maße waren gültig von 1816-1858.
  17. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc IX B 39.
  18. StaatsA Münster, wie Anm. 13, fol. 2v.
  19. Vgl. den Beitrag von HORST CONRAD in dieser Stadtgeschichte.
  20. Die Angaben beziehen sich nicht allein auf Neuwerk.
  21. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Se V J 19.
  22. StA Werl, Dep. v.Papen-Lohe, Akten B VIc 18.
  23. JOLK, MICHAEL: Die Entwicklung der Energieerzeugung und des Energieverbrauchs in den vergangenen Jahrhunderten, Werl 1993, S. 64.
  24. StaatsA Münster, wie Anm. 13 , fol. 3v.
  25. Ebd., fol. 5.
  26. Ebd., fol. 14v.
  27. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc XVIII 31-35.
  28. Nach Erinnerung der ehemaligen Bürgermeisterin Frau Dr. Amalie Rohrer war die Bahnhofsstraße die erste geteerte Straße in Werl, es war auch die direkte Verbindung zum neuen Salzplatz.
  29. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc VII 27e , fol. 79f.
  30. Viertel = Flüssigkeitshohlmaß, je nach Gebiet 8-15 Liter fassend. Hatte wohl ursprünglich diese Bedeutung, da später auf ein "Viertel" eine Anzahl Hauf Salz bestimmt wurde, statt vice versa, ist der Terminus nur noch als eine "Recheneinheit" zu vestehen.
  31. Ab 1382 mußten die Sälzer den Zehnten an den Kurfürsten zahlen, nur bei der Saline Höppe konnten sie durch eine Urkunde von 1372 nachweisen, daß es ihr freies Eigentum sei "dorslaght ledich ehgen", vgl. V.KLOCKE, FRIEDRICH: Fürstenbergsche Geschichte, Bd. I, Münster 1939, S. 82.
  32. StaatsA Münster, wie Anm. 13 , fol. 26.
  33. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Urkunde Sa 78.
  34. Ursprünglich soll sie im Bereich der Stadt gelegen haben, bei Werls Zerstörung im Jahre 1288 baute man die Stadt kleiner wieder auf und ließ die Quelle vor den Mauern.
  35. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc IX A 19.
  36. Vgl. V.KLOCKE, wie Anm. 5, S. 77f.
  37. Ab 1846 "revidierte" v.Brand monatlich die Saline in Sassendorf, die dortigen Salzbeerbten baten darum, StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc VII 27d, fol. 69.
  38. Ebd., Akten Sc VII 27e.
  39. Ebd., Akten Se V J 2.
  40. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc VII 27f.
  41. StA Werl, Dep. v.Papen-Lohe, Akten A III d 1, fol. 369.
  42. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Se V H 5.
  43. StaatsA Münster, wie Anm. 13, fol. 21v.
  44. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sv B I 4.
  45. Ebd., Akten Sc XXI 62.
  46. StA Werl, Dep. v.Papen-Lohe, Akten B IVc 18, Bd. 13.
  47. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Se V J 4.
  48. Ebd., Akten Se V J 5.
  49. Ebd., Akten Se V G 4.
  50. Ebd., Akten Sc VII 27c.
  51. Ebd. Akten Se V J 5.
  52. Ebd., Akten Sv B I 1.
  53. Ebd., Akten Sc VII 27d, fol. 88.
  54. Ebd., Akten Se V J 5.
  55. StA Werl, Dep. v.Papen-Lohe, Akten B VI c 18.
  56. LANGSDORF, wie Anm. 6, S.126ff.
  57. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Se V J 4.
  58. Ebd., Akten Se V J 45.
  59. Ebd., Akten Sc VII 27c.
  60. Ebd., Akten Sc VIII 20b.
  61. StA Werl, Dep. v.Papen-Lohe, Akten B IVc 18, Bd. 3.
  62. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc IX B 33; WALTER, HANS-HENNING: Von Holzmangel, Gradierwerken und Solebädern. Streiflichter aus der Salzgeschichte Schönebecks, Schönebeck 1987.
  63. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc IX B 33.
  64. Ebd., Akten Sc VI 24.
  65. StA Werl, Dep. v.Papen-Lohe, Akten B VIc 6.

    68. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc VII 27d, fol. 235.
  66. Ebd., Akten Sc VI 68.
  67. Ebd., Akten Sc VI 30.
  68. WITTHÖFT, H.: Umrisse einer historischen Metrologie zum Nutzen der wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Forschung. Maß und Gewicht in Stadt und Land Lüneburg, im Hanseraum und im Kurfürstentum/Königreich Hannover vom 13. bis zum 19. Jahrhundert, Göttingen 1979, S. 229ff.
  69. Es gab schon früher Probleme in der Brennstoffversorgung, vgl. LOHRMANN, DIETRICH: Energieprobleme im Mittelalter. Zur Verknappung von Wasserkraft und Holz in Westeuropa bis zum Ende des 12. Jahrhunderts, in: Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, (66) 1979.
  70. HOCQUET, JEAN-CLAUDE: Weißes Gold. Das Salz und die Macht in Europa von 800 bis 1800, <Originaltitel: Le Sel et le Pouvoir. De l'an mil à la Révolution française>, Stuttgart 1993, S. 162.
  71. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc VII 27d, fol. 8.
  72. Ebd., fol. 73.
  73. Familien- und Firmengeschichte bei: DAHLKÖTTER, EVA-MARIA: Alexander Kisker (1819-1907). Ein Beitrag zur Geschichte der Familie Kisker auf dem Hintergrund der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in Lippstadt, in: BOCKHORST, WOLFGANG (Hrg.): Beiträge zur westfälischen Familienforschung, Band 50 (1992), Münster 1993, S. 7-89.
  74. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc VII 27d, pass.
  75. StA Werl, Dep. v.Papen-Lohe, Akten B IVc 18, Bd. 8.
  76. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sd III 46.
  77. LANGSDORF, wie Anm. 6, S. 378.
  78. V.KLOCKE, wie Anm. 5, S. 75.
  79. LANGSDORF, wie Anm. 6, S. 376.
  80. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc VI 26.
  81. StaatsA Münster, wie Anm. 13, fol. 21v.
  82. StA Werl, Dep. v.Papen-Lohe, Akten B IVc 18, Bd. 1.
  83. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc IX B 33.
  84. BERGES, HERMANN JOSEF: Salz aus Werl. Die Salinenstadt am Hellweg und ihr "weißes Gold", Hamm o.J. (1977), S. 36.
  85. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Se V J 4.
  86. TÜCKING, KARL: Zur Geschichte der Salinen und Erbsälzer zu Werl, in: Blätter zu näheren Kunde Westfalens. Organ des Historischen Vereins für das Herzogtum Westfalen, Meschede 1879, S. 42
  87. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc VII 27c.
  88. Ebd,. Akten Sd III 44.
  89. V.KLOCKE, wie Anm. 5, S.75; vgl. auch FESSNER, MICHAEL: Der märkische Steinkohlenbergbau vor der Industrialisierung 1600-1806/07, in: Der Anschnitt, Zeitschrift für Kunst und Kultur im Bergbau, 44. Jg., Heft 5-6, Bochum 1992, S. 159.
  90. MULTHAUF, R.: Neptune's Gift. A History Of Common Salt, London/Baltimore 1978, S. 84f.
  91. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sd III 46.
  92. StaatsA Münster, wie Anm. 13, fol. 22.
  93. StA Werl, Dep. v.Papen-Lohe, Akten B VIc 6.
  94. Ebd., Akten B IVc 18, Bde. 2 und 4.
  95. LANGSDORF, KARL CHRISTIAN : Sammlung praktischer Bemerkungen und einzelner zerstreuter Abhandlungen für Freunde der Salzwerkskunde, Drittes Stück, Altenburg 1796, S. 263.
  96. LANGSDORF, wie Anm. 6, S. 7.
  97. StA Werl, Dep. v.Papen-Lohe, Akten B IVc 18, Bd. 20.
  98. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc VII 27d, fol. 235.
  99. Ebd., Akten Sc VI 30.
  100. Ebd., Akten Sc VII 27c, S. 9 und Sd I 1 Bd. IX.
  101. Ebd., Akten Sc VI 30.
  102. Ebd., Akten Sc VII 27d.
  103. Ebd., Akten Sc VI 30.
  104. Kirchenbuch St.Walburga Werl, Hinweis von H.J. Deisting.
  105. StA Werl, Dep. Schützenarchiv St. Sebastianus Werl, Akten 14, Beleg 31.
  106. Vgl. DEISTING, HEINRICH JOSEF: Die Entwicklung der Bruderschaft bis zum frühen 19. Jahrhundert, in: SCHULTE, BERNHARD (Hrg.): 500 Jahre Schützen in Werl 1494-1994..., Werl 1994, S. 97 und 90.
  107. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc VI 30.
  108. Ebd., Akten Se Vc 3, nähere Einzelheiten demnächst bei: JOLK, MICHAEL: Die Uniformierung der Salzsieder zu Werl, in: Der Anschnitt, Zeitschrift für Kunst und Kultur im Bergbau, Bochum. (Soll 1994 oder 1995 erscheinen).
  109. StA Werl, Urkunde 25 und vgl. V.KLOCKE, wie Anm. 5, S. 95.
  110. StaatsA Münster, wie Anm. 13, fol. 10v.
  111. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc VII 27c vom 21.1.1839.
  112. Ebd., Akten Sc VII 27f.
  113. Ebd., Akten Sc VII 27d, fol. 78.
  114. Ebd., Urkunde Sa 144.
  115. StA Werl, Ratsprotokoll C I Nr. 5a. Die Verköstigung des Gefangenen mußten üblicherweise die Familienangehörigen übernehmen.
  116. StaatsA Münster, wie Anm. 13 , fol. 12.
  117. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc IV 8 berichtet 1820 von stehende Pfösten am Rande des Salzplatzes. Eine Umzäunung des Besitztums war in Werl üblich, dies belegt auch eine Notiz aus dem Graf v.Fürstenberg'schen Archiv zu Herdringen: "Anno 1678 in Julio ist der freyadtlicher Fürstenbergischer Platz Himmelreich genanndt in Werll in seinen mählen und pfälen mit einem großen Plankezaun umbsetzt so an arbeitslohn gekostet 10 Rt.", Akten 2450, Bl. 427, Hinweis von H.J. Deisting.
  118. StaatsA Münster, wie Anm. 13, fol. 12v. Es konnten jedoch auch Brüchtenfälle des Salzplatzes vor dem kurfürstlichen Land- und Stadtgericht Werl verhandelt werden. Vgl. dazu: KOHN, WERNER/DEISTING, HEINRICH JOSEF: Brüchtenregister der Stadt Werl von 1597-16, in: Beiträge zur westfälischen Familienforschung, Bd. 50, Münster 1993, S. 318, Stichwort Salzplatz.
  119. MEHLER, wie Anm. 2, S. 347; V.KLOCKE, wie Anm. 5, S. 161ff.
  120. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc VII 27d, fol. 46f.
  121. 93 Akten zwischen 1822 und 1863 beinhaltend Erb- und Vormundschaftssachen, freiwillige Gerichtsbarkeit, befinden sich heute im Staatsarchiv Münster, Findbuch B 526.
  122. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Sc XVII 22.
  123. Ebd., Akten Sc VII 27d, fol. 202, 208.
  124. Ebd., fol. 222.
  125. DEISTING, HEINRICH JOSEF: Werler Bürgerbuch 1551-1877, Münster 1979, S. 45f. und V.KLOCKE, wie Anm. 5, S. 428ff.
  126. StaatsA Münster, wie Anm. 13, fol. 25f.
  127. PASVOS, WILLI: Die Mitglieder des Schützenvereins 1820-1826, in SCHULTE, BERNHARD (Hrg.): 500 Jahre Schützen in Werl 1494-1994..., Werl 1994, S. 92-99, leider liegen keine Quellen vor, die belegen, ob Erbsälzer in der 1494 in Werl gegründeten Schützenbruderschaft St. Sebastian und Fabian Mitglied waren. Wahrscheinlich ist dies jedoch nicht, vgl. SCHULTE, BERNHARD (Hrg.), wie oben, S. 21.
  128. StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Se III A 3 Bd. 18 vom 29.9.1913.
  129. Nähere Einzelheiten bei GROßFELD, B.: Die Rechtsnatur des Erbsälzer-Collegiums Werl. Eine Studie zum intertemporalen Unternehmensrecht, in: Zeitschrift für Bergrecht, Bd. 128, Heft 3, 1987, S.302-325.
  130. Über das Solbad vgl. DEISTING, HEINRICH JOSEF, Heft 9 einer Schriftenreihe der Sparkassenstiftung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft, Werl (1986).
  131. Vgl. EMONS, HANS-HEINZ/WALTER, HANS-HENNING: Alte Salinen in Mitteleuropa. Zur Geschichte der Siedesalzerzeugung vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Leipzig 1988 und DIESELBEN: Mit dem Salz durch die Jahrtausende. Geschichte des weißen Goldes von der Urzeit bis zur Gegenwart, Leipzig 1982.